Das Menschenbild in der französischen Klassik am Beispiel von La Rochefoucauld

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Französische Philologie - Literatur, Note: Sehr gut (1.0), Technische Universität Dresden (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Hauptseminar Literarische Gattungsvielfalt im 17.Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Croire à des sentiments simples est une façon simple de considérer les sentiments. André Gide 'Was ist der Mensch?'- Eine Frage, die so alt ist wie die Menschheit selbst. Eine Frage, der im 17. Jahrhundert La Rochefoucauld in seinen Maximen nachging und die auch im 21. Jahrhundert nichts an ihrer Relevanz verloren hat. Eine Frage, auf die es bis heute keine einfache Antwort gibt, weder im zwischenmenschlichen noch im gesamtgesellschaftlichen Bereich. Dabei gibt es durchaus Parallelen zwischen der Entstehungszeit der Maximen und der aktuellen gesellschaftlichen Situation. Die Gesellschaften befinden sich im Umbruch - damals von der feudalistischen zur absolutistischen, heute von der Industrie- zur Dienstleistungs- und Mediengesellschaft. Traditionelle Wert- und Moralvorstellungen stehen zur Disposition und werden durch neue Prinzipien ersetzt. Die Fragen aber bleiben die alten. Was bestimmt das Handeln politischer und gesellschaftlicher Akteure? Entspricht die öffentliche Meinung der veröffentlichten (=offiziellen) Meinung und gibt diese die tatsächlichen Handlungsintentionen der Akteure wieder? Heute wie damals gilt es Schein(heiligkeit) zu durchschauen und Dingen auf den Grund zu gehen. Diese Arbeit befaßt sich zunächst mit der Frage, inwieweit sich Veränderungen im gesellschaftlichen System auf die literarische Produktion im Frankreich des 17. Jahrhunderts auswirkten. Dabei wird herausgearbeitet werden, wer die literarische Produktion der Zeit bestimmte und an welchen Orten in welcher Form Literatur entstand. Am Beispiel von La Rochefoucauld werden abschließend die literarische Kleingattung der Maximen und das ihnen zugrundeliegende Menschenbild näher analysiert.