Das Motiv der Krankheit in der Darstellung jüdischer Figuren in Thomas Bernhards 'Heldenplatz'

Studienarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: sehr gut, Universität Wien (Institut für Germanistik), Veranstaltung: PS Neuere deutsche Literatur: Thomas Bernhards Theaterstücke, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Motiv der Krankheit bildet ein zentrales Motiv im Gesamtwerk Thomas Bernhards, welches sich derart kontinuierlich durch die Texte des Autors zieht, dass Monika Kohlhage bereits von einer Obsession spricht, die sie mit der langjährigen Konfrontation Bernhards mit der eigenen Krankheit in Verbindung bringt. 1 Bemerkenswert scheint hierbei allerdings, dass die Darstellung der Krankheit bei Bernhard - abgesehen von seinen autobiografischen Schriften - trotz der Fülle an Krankheitsbezeichnungen in den allermeisten Fällen nicht mit ausführlichen inhaltlichen Schilderungen des medizinischen Krankheitsbildes verbunden ist. 2 Vergleicht man das Motiv der Krankheit etwa mit anderen Motiven, so lässt sich dabei nach Kohlhage eine Parallele feststellen: Wie beispielsweise die häufige Nennung von Ortsnamen kann die ständige Präsenz von Krankheitsbezeichnungen, die in Zusammenhängen auftreten, deren Inhalt nicht Krankheit an sich ist, als realistisches Partikel im Wechselspiel fiktionaler und nichtfiktionaler Elemente verstanden werden. 3 Das Motiv der Krankheit bildet demnach primär ein künstlerisches Stilelement, als welches es im Folgenden auch verstanden und in Bezug auf das Stück 'Heldenplatz' näher untersucht werden soll. Dabei soll auch die Frage nach der Konzeption jener - jüdischen - Figuren, die in diesem Text mit Krankheiten konfrontiert sind, Beachtung finden. Zunächst soll dabei ein kurzer Einblick in den 'Heldenplatz'-Skandal und die im gesellschaftlichen - in diesem Fall medialen - Diskurs zum Stück verwendeten Argumentationsmodelle gegeben werden. Ebenfalls am Beginn der Arbeit soll ein erster Abriss über besonders wirkungsmächtige Stereotype über Jüdinnen und Juden stehen, wobei hier vor allem die Verbindung von Judentum und Krankheit in Bezug auf die im Hauptteil der Arbeit folgende Analyse von Interesse sein wird. Anschließend sollen die im Text zu findenden verschiedenen Formen von Krankheit anhand der beiden kranken Figuren, Frau Professor Schuster und Professor Robert, beleuchtet werden.