Das Problem der Normsetzung in der Pädagogik diversitätsbewusst betrachtet

Studienarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Pädagogik - Allgemein, Note: 1,0, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (Pädagogik), Veranstaltung: päd021 Geschichte und Theorien der Pädagogik, Sprache: Deutsch, Abstract: Wie kann das Problem der Normsetzung in der Pädagogik aus diversitätsbewusster Perspektive bewertet werden, und welche Lösungswege können aus dieser Sicht formuliert werden? Die Mutter, die ihr fünf Jahre altes Kind in der Straßenbahn stillt, der Junge, der verträumt seine rot lackierten Fingernägel betrachtet und die Person in Anzug, die barfuß unterwegs zum Arbeitsplatz ist. Sie alle haben nicht nur gemeinsam, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit verständnislose, missbilligende oder gar diskriminierende Blicke durch die Öffentlichkeit ernten, sie alle erfahren auch die Bezeichnung als Normbrecher*innen. Wie bunt die Welt und unser Leben sein könnte, wären da nicht die Normen, die einem Vorschriften darüber machen welches Handeln noch im Rahmen, oder besser gesagt in der Norm liegt, und welches nicht, könnte man sich nun denken. Tatsächlich haben Normen die Eigenschaft bzw. Funktion, die individuelle Erlebnisvielfalt auf typisierte Handlungen bzw. Situationen runter zu brechen und somit zu reduzieren. Normen bzw. Normsetzungen können also in gewissem Sinne als konkurrierend oder gar kontradiktorisch zu Vielfalt oder Diversität gesehen werden, denn sie engen diese gewissermaßen ein. Doch wo werden diese einengenden Normsetzungen zum Thema bzw. zum Problem? Die Pädagogik als Disziplin scheint dabei eine der vordersten Plätze zu belegen, denn die Pädagogik kommt wie wir sehen werden schlichtweg nicht ohne Normsetzungen aus. Und das nicht nur weil manche Erziehungsziele Normen sind, die tradiert werden sollen. Doch allein diese Tatsache kann schon zur Herausforderung werden: Welche Erziehungsziele sollen gelten und welche Normen sind insofern tradierungswürdig? [...] Kaum eine andere Profession bzw. Disziplin als die Pädagogik scheint derart im Zwiespalt zwischen einerseits einer kaum anderswo in der Gesellschaft zu übertreffenden Heterogenität und Diversität (sowohl im Hinblick auf ihre Aufgabenbereiche als auch auf ihre Adressat*innen), und andererseits der Konfrontation mit dem Anspruch sich an (verallgemeinernden) Normsetzungen zu orientieren bzw. diese aufrecht zu erhalten. Wie dieser Balanceakt überhaupt gelingt, ob er gelingt bzw. wie er (besser) gelingen könnte sind die Fragen, die uns durch die folgende Ausarbeitung führen sollen.