Paul Ricoeurs Schriften gewinnen zurzeit an Aktualität, weil selbst die Postmoderne mittlerweile auf ihre eigene Geschichte zurückschaut. Für die Literaturwissenschaft zählt vor allem sein Temps et récit. Dort behandelt Ricoeur die 'Refiguration' der Zeit bei Marcel Proust und Thomas Mann. - Doch welchen Stellenwert besitzen Ricoeurs Zeittheoreme nachweislich gegenüber der historischen Breite und Tiefe der Literatur? Welche Rolle spielen sie gegenüber postmoderner Autoreflexivität, welche gegenüber einer offenen Werkstruktur? Wozu dienen sie angesichts des Anspruchs einer Erzählung auf historische Zeugenschaft und ethische Verantwortung? Diese und andere Fragen behandeln die Beiträge des vorliegenden Bandes anhand von Literatur, Photographie und Film aus Frankreich, Spanien und Lateinamerika. Das Ricoeur-Experiment bietet damit erstmalig einen Band, in dem seit dem Tod des Autors im Jahr 2005 aktuelle romanistische Studien zu seiner Zeittheorie versammelt sind.