Das Unheimliche als Konzept. Erzählstrategien in Theodor Storms 'Am Kamin'

Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,0, Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn (Germanistik, Vergleichende Literatur- und Kulturwissenschaft), Veranstaltung: Lust des Erzählens im deutschen Realismus, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Am Kamin' ist eine Art kleine Spukgeschichtensammlung, in der Theodor Storm von einem Erzähler, genannt 'alter Herr', in geselliger Runde sechs unheimliche Geschichten vortragen lässt. Der alte Herr dominiert als Haupterzähler den äußeren Erzählrahmen. Die komplexe, zyklische Erzählstruktur von Rahmen und Binnenhandlung findet sich in vielen von Storms Novellen wieder. Die Besonderheit von 'Am Kamin' liegt darin, dass der äußere Erzählrahmen ausschließlich in Dialogform verfasst wurde. Somit erfährt der Leser lediglich über die Sprechebene, was auf der Handlungsebene stattfindet. Storm verzichtet konsequent auf einen personalen Erzähler und neben dem Haupterzähler treten zwei weitere Erzählerinnen auf: die 'gnädige Frau' und 'Clärchen'. Diese sind nicht nur Gesprächsteilnehmerinnen, sondern geben selbst zwei Geschichten zum Besten. Eine solche Erzählform hat Storm später nie wieder versucht. Die Arbeit folgt der Leitfrage: Welche Erzählstrategien verfolgt Theodor Storm, um beim Leser ein Gefühl des Unheimlichen hervorzurufen und welche Rolle spielen die internen Reaktionen der drei Erzähler im Dialog? Dabei wird das Unheimliche in erster Linie als Konzept, nicht als Phänomen betrachtet. Es soll die Hypothese bestätigt werden, dass Storm bestimmte narrative Strategien verfolgt, um beim Leser ein Gefühl des Unheimlichen hervorzurufen und dass die Dialogform, in der sich die Reaktionen der internen Hörerschaft widerspiegelt, für den Aufbau dieses unheimlichen Gefühls unterstützend wirkt.