Das Verhältnis von Individuum und Gesellschaft - Ausbruchversuche in der Literatur um die Jahrhundertwende

Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Institut für Neuere Deutsche Literatur und Medien), Veranstaltung: Von Ibsen zu Thomas Mann: Klassiker der deutschen und skandinavischen Moderne, Sprache: Deutsch, Abstract: Da war doch endlich einmal einer aus jener Welt da draußen, einer, der in den großen, fernen Städten gelebt hatte, [...] wo der Rauch von den Lagerfeuern der Zigeuner sich lang über Baumkronen der Wälder hinzog, während rote Ruinen von den weinumkränzten Höhen in ein lachendes Tal hinabschauten... In sowohl der skandinavischen als auch der unter skandinavischem Einfluß stehen-den Literatur um die Jahrhundertwende, welche die Beziehung zwischen dem nach Selbstverwirklichung strebenden Individuum und der in ihrer Determiniertheit gefangenen Gesellschaft beschreibt, tritt besonders häufig ein Motiv des 'Dem-Ort-Entfliehens' auf. Dieser Ausbruch aus gesellschaftlichen Zwängen vollzieht sich in den Werken der Autoren in unterschiedlichster Weise. Häufig scheint eine wie oben zitierte Sehnsucht nach dem ganz Unbekannten (aber erwartet Sinngebenden) Ursprung dieses Ausbruchs zu sein. Womöglich nicht immer ist dieses Motiv jedoch unter dem hier zu untersuchenden Aspekt ein bewußt gewähltes zu sein, vielmehr gewinnt man den Eindruck der aus anderen Intentionen heraus gewählten 'Flucht', bzw. der Wahl dieser Lösung als bei-nahe unbewußte (und damit den zeitlichen Umständen um die Jahrhundertwende Rechnung tragende) Entscheidung der Autoren. Gerade deshalb ist das Ziel der vorliegenden Arbeit eine etwaige Stringenz in der Beibehaltung dieses Motivs als Ultimativlösung festzustellen und zu untersuchen, wobei ausschließlich dieses auf gesellschaftlichen Zwängen basierende Fluchtmotiv analysiert wird, während andere Lösungen menschlicher Unzufriedenheit nicht Gegenstand der vorliegenden Arbeit sein sollen. Die Texte der deutschen Autoren Gerhart Hauptmann und Thomas Mann, aber auch die ihrer skandinavischen Vorläufer August Strindberg, Henrik Ibsen, Jens Peter Ja-cobsen und Herman Bang dienen nicht nur wegen ihrer überragenden (und damit beispielhaften) Position in der Literatur des ausgehenden neunzehnten Jahrhunderts, sondern insbesondere auch wegen der in ihnen auftretenden Vielfältigkeit des zu erwartenden Motivs, als textliche Grundlage dieser Analyse. [...]

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