Das grenzenlose Und

Marie, achtzehn Jahre alt, von der Welt enttäuscht und Borderline-gestört, gehört nicht in dieses Leben. Sie hasst die Abende in der Wohngemeinschaft, an denen die Betreuerin die Mädchen an den Tisch der Gleichberechtigung lockt und mit ihnen über ihre Ängste sprechen möchte. Wann kapieren die bloß endlich, dass das Leben für WG-Mädchen kein Happy End bereit hält? Das nämlich, glaubt Marie, ist die bittere Wahrheit. Schlimmer noch als die WG-Sitzungen ist die Psychiatrie, dahin will sie auf keinen Fall zurück. Und so stimmt sie dem Kuhhandel zu, den ihr Therapeut Willi vorschlägt: Er sorgt dafür, dass sie nicht wieder in die Geschlossene kommt, sie dagegen verspricht, ihren Plan, sich das Leben zu nehmen, auf Eis zu legen - mindestens für ein Jahr. Und sie muss zustimmen, regelmäßig zu den Therapiesitzungen zu kommen. Dort trifft sie auf Emanuel, und obwohl sie Gleichaltrige aus Prinzip für notgeile Idioten hält, machen sie sein kreatives Fluchen und die karamelläugigen Blicken neugierig. Auf die Gefahr hin, dass sie es mit einem Psychopathen, Narzisst oder - noch schlimmer - Burn-out-Kandidaten zu tun hat, lässt sie sich auf einen Kaffee einladen. Und weil sie unter dem Zauber - oder Fluch - von Willi stehen, legen sie die Karten auf den Tisch, erzählen sich von ihrer Vergangenheit, ihren Gestörtheiten, sogar den geplanten Selbstmord erwähnt Marie. Emanuel wird hellhörig und sie treffen eine makabre Verabredung, die für beide anders ausgeht, als erwartet. Sandra Weihs' Romandebüt ist einfühlsam, tiefdüster und hochkomisch, eine Mischung, die nur selten gelingt, dann aber einen Zauber entfaltet, dem man sich schwerlich entziehen kann. In »Das grenzenlose Und« begegnet der Leser hoffnungslos charmanten Charakteren und einer ungewöhnlichen Geschichte um Leben und Tod, die traurig, glücklich und nachdenklich zugleich macht.

Sandra Weihs, 1983 in Klagenfurt geboren, studierte Sozialarbeit im städtischen Raum und lebt in Oberösterreich und Wien. Sie arbeitet mit sozial benachteiligten Kindern, Jugendlichen und Familien. Außerdem engagiert sie sich politisch in ihrer Heimatgemeinde im oberösterreichischen Vöcklamarkt. »Das grenzenlose Und« ist ihr Romandebüt. »Ein erstaunliches Debüt einer Dreißigjährigen: eine packende, ja beklemmend realistische, harte Erzählung über junge Menschen heute, in sehr direkter Sprache - es geht darin um den Tod, also auch und vor allem um das Leben.« (Aus der Jury-Begründung zum Literaturpreis der Jürgen Ponto-Stiftung) »Sandra Weihs ist eine Erscheinung. Einer dieser Rilke'schen Engel. Das Schreckliche und das Schöne in totaler gegenseitiger Bedingung. Vor ihr kann man sich nur verneigen.« (Andreas Maier) »Ein kluger, erfahrungsgesättigter Roman über die Identitätsfindung einer jungen Frau.« (Der Tagesspiegel)