Das kulturelle Gedächtnis der Wiener Operette

Betrachtet man die Wiener Operette nicht nur aus einer musikalischen oder literarischen Perspektive, sondern versucht man sie als eines der populärsten Unterhaltungsgenres der Jahrzehnte um 1900 zu begreifen, erschließen sich aus einer solchen Sichtweise ganz neue Aspekte. Die Operette erweist sich als ein Medium, das die kulturelle Vielfalt der zentraleuropäischen Region musikalisch zum Erklingen bringt und transnationale Verflechtungen sichtbar zu machen vermag. Ihre Analyse mündet daher unmittelbar in Reflexionen über die Pluralität der Region und ganz allgemein über die Relevanz von sozialkulturellen Unterschieden und Differenzen. Die historische Kontextualisierung erweist die Wiener Operette nicht nur als ein Spiegelbild der konkreten sozialen, kulturellen und politischen Verfasstheit einer längst vergangenen Zeit, sondern darüber hinaus auch unserer eigenen, komplexen Gegenwart.

Moritz Csáky, emer. o. Univ. Prof., Historiker und Kulturwissenschaftler. Mitglied der Österreichischen und der Ungarischen Akademie der Wissenschaften. Zahlreiche Publikationen, zuletzt u. a. 'Das Gedächtnis Zentraleuropas. Kulturelle und literarische Projektionen auf eine Region' (2019).

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