Das literarische Leben der Mehrsprachigkeit

In diesem Band werden Beschreibungsmuster für literarische Mehrsprachigkeit überdacht. Im Fokus steht die oft vorgenommene Unterscheidung zwischen erfahrener, also dem Alltagsleben konkreter Gruppen und Individuen entnommener Mehrsprachigkeit einerseits, und erzeugter, also ästhetisch motivierter Mehrsprachigkeit andererseits. In der Forschung gilt erfahrene Mehrsprachigkeit oft als echt, populär, naiv und politisch relevant, erzeugte als artifiziell, elitär, reflektiert und ästhetisch verblendet. Multilinguale Literatur stellt diese Einteilungen infrage. Das Spiel mit Sprachdifferenz verbindet erfahrene und erzeugte Mehrsprachigkeit. Es leistet Erneuerung, führt zu Schönheit, Komik oder Provokation. Hier versammelte Einzellektüren zeigen auf, wie sehr die literarische Darstellung erfahrener Mehrsprachigkeit auf ästhetische Inszenierungsstrategien angewiesen ist und wie stark ästhetisch erzeugte Mehrsprachigkeit ihrerseits Erfahrung erschließen kann.