Der Abessinienkrieg: Kolonial- oder Vernichtungskrieg?

Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Geschichte - Afrika, Note: 2, Universität Kassel, Sprache: Deutsch, Abstract: Als Abessinienkrieg wird die italienische Aggression gegen das Kaiserreich Äthiopien bezeichnet. Diese stellt ein Schlüsselereignis der Gewalteskalation der Zwischenkriegszeit dar. Die Italiener machten kein Geheimnis daraus, dass sie in dem Feldzug einen totalen Krieg sahen. Dementsprechende Mittel waren vorgesehen. Giulio Douhet formulierte, basierend auf den Erfahrungen des Ersten Weltkrieges, seine Luftherrschaftsdoktrin, nach der eine technisch moderne Luftwaffe im Vordergrund steht. Durch einen Präventivschlag sollten alle urbanen, wirtschaftlichen und militärischen Zentren des Feindes zerstört und so die Zivilbevölkerung in den Krieg hineingezogen werden. Mit dieser Methode sollte in kurzmöglichster Zeit so viel Schaden wie möglich angerichtet werden. Damit wurde das Konzept des totalen Krieges auf die Spitze getrieben, da aus der Luft kein Unterschied zwischen Militärs und Zivilbevölkerung auszumachen war. Der Vorabend des Abessinienkrieges ist durch das Anlegen neuer Rahmenbedingungen und Standards gekennzeichnet. Es wurden Waffen und technische Hilfsmittel eingesetzt, die sich in Europa noch nicht durchgesetzt hatten. Beispielsweise Maschinengewehre, Funkgeräte, Flugzeuge und Panzer auf neustem technologischem Stand. Aus Sicht der italienischen Offiziere ergab sich in Abessinien die Möglichkeit operative, taktische und strategische Neuerungen auszutesten ohne den Weltfrieden zu riskieren. Auch die Mobilisierung zur Front erreichte einen Höhepunkt. Der Abessinienkrieg gilt als Experimentierfeld, sowohl in der Art der Kriegsführung als auch der Technologisierung und Gewalteskalation. Die dort erprobten neuen Kriegsführungen und -geräte fanden später Einsatz im Zweiten Weltkrieg. Zuweilen wird er als integraler Bestandteil des selbigen gehandelt.