Der Autoritätsbegriff des Milgram-Experiments vor dem Hintergrund von Max Horkheimers »Autorität und Familie«

Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Kulturwissenschaften - Holocaust-Studien, Note: 1,1, Universität Leipzig (Institut für Kulturwissenschaften), Veranstaltung: Seminar 'NS-Täterforschung', Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit stellt sich die Frage, welcher Autoritätsbegriff dem Milgram-Experiment zugrunde liegt, als wie fundiert er sich erweist und welche Voraussetzungen durch ihn mitschwingen. Um das zu leisten, schien es dem Verfasser am geeignetsten, das Milgram-Experiment vor dem Hintergrund einer ausführlichen theoretischen Abhandlung über das Phänomen der Autorität zu untersuchen, um aus der Konfrontation einer theorie- und einer eher empirie-geleiteten Untersuchung möglichst vielsagende Erkenntnisse ziehen zu können. Die theoretische Schablone für diese Arbeit bildet daher der von Max Horkheimer in den 1930er Jahren entwickelte Autoritätsbegriff, der im ersten Teil der Arbeit erörtert wird. Horkheimer scheint als Vertreter der Kritischen Theorie, die sich als Gegenentwurf zur traditionell-bürgerlichen Theoriekonzeption seit Descartes begreift, besonders geeignet. Vor diesem Hintergrund wird im zweiten Teil der Arbeit das Milgram-Experiment auf Basis des von Milgram verfassten Werkes »Das Milgram-Experiment. Zur Gehorsamsbereitschaft gegenüber Autoritäten« betrachtet, um Differenzen zwischen beiden Ansätzen und eventuelle Probleme des milgramschen Autoritätsbegriffs offenzulegen, die eventuell auch Auswirkungen auf die Erkenntnisse der auf ihm basierenden Täterforschung erahnen lassen. In den verschiedenen Phasen der bisherigen Forschung über die Täter des Nationalsozialismus ergaben sich zahlreiche Erklärungsansätze, die das Verhalten der in die Massenverbrechen der Shoah Involvierten ergründen sollten. Einer der weit verbreiteten und oft genannten Begründungszusammenhänge hängt mit der Rolle der Autorität sowie der Autoritätshörigkeit der Täter zusammen. Die über weite Strecken übereinstimmende Heranziehung dieses Ansatzes dürfte nicht zuletzt auf den Einfluss des vom US-amerikanischen Sozialpsychologen Stanley Milgram realisierten Milgram-Experiment zurückgehen. Selbiges fand in den 1960er Jahren zu einer Zeit statt, in der es zumindest in Deutschland noch kein allzu großes Interesse an der NS-Täterforschung gab, die wenn sie überhaupt praktiziert wurde, von Kriminalisierung, Diabolisierung oder Entpersonalisierung geprägt war.