Der Charakter der Olympias in Plutarchs Alexander-Vita. Negative Darstellung zu Gunsten der Dramaturgie

Studienarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,0, Universität Koblenz-Landau (Geschichtswissenschaften - Antike), Veranstaltung: Antike: Im Schatten des Olymp: Makedonien unter Philipp II. und Alexander dem Großen, Sprache: Deutsch, Abstract: Olympias, die Tochter des Molosser-Königs aus Epirus, muss schon zu Lebzeiten eine, nach heutiger Auffassung, schillernde Persönlichkeit gewesen sein. Nicht nur, dass sie die Mutter Alexanders des Großen war, trägt zu dieser Einschätzung bei, sondern auch die Tatsache, dass sie die erste Frau war, die eine entscheidende Rolle in der Geschichte der griechischen Politik gespielt hat. Tatsächlich liegen keine Quellen vor, die von Olympias selbst verfasst wurden und so bleibt der Forschung nur das zu beurteilen, was die Geschichtsschreiber der Antike über sie schrieben und urteilten. Einer der bekanntesten Geschichtsschreiber, dessen Werke überliefert wurden, ist Plutarch von Chaironeia. Besonders auffällig ist Plutarchs Charakterisierung der Olympias in seiner Doppelvita zu Alexander und Caesar, die sie als schwierige und eifersüchtige, aufbrausende und machthungrige Frau erscheinen lässt. Dieses Bild trägt sich bis in die Gegenwart in der Geschichtswissenschaft fort und nur wenige neuere Ansätze versuchen, dies zu entkräften. Neben den 23 Doppelbiographien ist auch noch eine Sammlung von moralphilosophischen Schriften überliefert, die als Moralia bekannt wurden. Auch in diesen Schriften findet Olympias Erwähnung, allerdings wurde sie darin durch Plutarch deutlich neutraler, nahezu schmeichelhaft beschrieben. Es ist erstaunlich, dass der Autor, der Olympias schlechten Ruf nachhaltig geprägt hat, an anderer Stelle weitaus weniger kritisch und annähernd positiv über sie schrieb. Plutarch verstand sich nach eigenem Bekunden weniger als Geschichtsschreiber sondern eher als Biograph, der sich auf den Charakter der dargestellten Personen konzentrierte, indem er ihn durch die Handlungen zu verdeutlichen versuchte und diesen als richtungsweisend herausarbeiten wollte. Vor dem Hintergrund dieser Informationen stellt sich jedoch die Frage, warum Plutarch Olympias in der Alexander-Vita derart schlecht, in den Moralia jedoch positiver darstellte. Ein Vergleich der beiden Darstellungen, der im Folgenden detailliert aufgearbeitet werden wird, lässt Plutarchs Glaubwürdigkeit zunächst in Zweifel ziehen. Betrachtet man jedoch die Erkenntnisse der Forschung, z.B. der aus Pellings 'Eighteen Studies' oder Hammonds 'Sources for Alexander the Great', kommt die Vermutung auf, dass die Darstellung der Olympias in 'Alexander' einzig dem Zweck der Dramaturgie und des Kontrastierens diente und nicht als tatsächliches Portrait verstanden werden darf.