Der Diskursbegriff in Foucaults 'Die Ordnung des Diskurses'

Studienarbeit aus dem Jahr 2000 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1, Universität Siegen (Fachbereich Germanistik), Veranstaltung: Literaturtheorie (HS), Sprache: Deutsch, Abstract: Der Begriff des Diskurses erlangte in letzter Zeit den Status eines Mode- oder auch Allerweltswortes. Er findet in den unterschiedlichsten Kontexten Anwendung, so daß eine Definition mittlerweile äußerst schwierig wenn nicht sogar unmöglich geworden ist. Seine etymologischen Wurzeln besitzt der Terminus im Altlateinischen. 'Discursus' bedeutete 'Hierhin- und Dorthinlaufen', 'richtungsloses Umherirren' oder auch ' Sich zerstreuen'. Der Ausdruck, dem zu dieser Zeit noch nicht die Eigenschaft eines Fachterminus zukam, wurde sowohl in Rücksicht auf Lebewesen als auch Gegenstände gebraucht. Allerdings kann er hier noch nicht mit den Begriffsfeldern von Rede oder Gespräch in Beziehung gesetzt werden. Dem Stammbegriff lat. 'curere' laufen kommt keinerlei metaphorische oder konnotative Bedeutung zu: Quibus visis perculsea barbarorum turmae ac perterritae acies hostium, perturbato impedimentorum agmine, magno clamore discursque passim fugae se mandant.1 Seneca, Quintilian oder auch Augustinus verwenden 'discursus' im Kontext der Rhetorik, Astronomie und Medizin. Allerdings ist dieser Gebrauch noch vollkommen unspezifisch. Zum einen bezeichnet der Terminus weiterhin eine ungeordnete, richtungslose Bewegung, zum zweiten referiert er aber auch auf den geordneten Lauf der Gestirne oder die Kreisbewegung des Blutes im Körper. Die Scholastiker im Mittelalter gebrauchen 'discursus' dann im Sinne eines Fachterminus, dessen Ursprung vielleicht in gr. dianoia zu finden ist. Im Rahmen von Logik oder Erkenntnistheorie findet man den Diskursbegriff als Bezeichnung für das formale Denken, Urteilen und Schließen. Er kann also als Synonym zu gr. sullogismoV und somit als Ausdruck für allgemeine Verstandeshandlungen verstanden werden. Duns Scotus unterscheidet den virtuellen oder logischen, d.h. deduktiven von einem formalen oder zeitlichen, also induktiven Diskurs. Bei Occham findet man formale Beschreibungen des Diskurses, die eindeutig dessen Gleichsetzung mit dem Syllogismus erlauben. So beschreibt er in diesem Zusammenhang z.B. die Abhängigkeit der Conclusio von der Form der ihr vorhergehenden Prämissen. Die Tätigkeit des menschlichen Verstandes, d.h. das diskursive Denken findet seine Anwendung in den verschiedenen syllogistischen Formen. In einigen Quellen können zudem die Dichotomien 'diskursiv - intuitiv' und 'diskursiv - rein' gefunden werden. Die reine Intelligenz wird ausschließlich Göttern und Engeln zugesprochen. [...] 1 Caesar, G. I.: De bello gallico, VIII, 29.

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