Der Erwerb des Emotionsvokabulars

Inhaltsangabe:Einleitung: Emotionen sind ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Existenz, und als solche werden Emotionen und Gefühlszustände täglich ausgedrückt und thematisiert. Das Emotionsvokabular bietet vielfältige sprachliche Mittel zum kommunikativen Ausdruck von Emotionen, seien es einzelne Wörter, feste Ausdrucksformen oder metaphorische Bezeichnungen. Um so erstaunlicher ist die Tatsache, daß das Erforschen des Emotionsvokabulars und seines Erwerbs im frühen Kindesalter bisher weitgehend vernachlässigt wurde. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten wird ein wachsendes Interesse am Verbalisieren von Emotionen von Kleinkindern beobachtet, vorwiegend im angloamerikanischen Raum. Das Emotionsvokabular nimmt eine Schlüsselposition zwischen Kognition und Emotion, zwischen Individuum und seiner Umwelt ein. Aus diesem Grund können die Befunde, die Aufschluß über dieses wenig erforschte Gebiet geben, für neue Erkenntnisse in der kognitiven und sozioemotionalen Entwicklung beitragen. Gang der Untersuchung: Das Thema der vorliegenden Arbeit ist der Erwerb des Emotionsvokabulars im frühen Kindesalter. Im ersten Kapitel wird das Emotionsvokabular im Rahmen des gesamten Wortschatzes in der frühen Kindheit betrachtet. Die Annahmen, der Wortschatz des Kindes bestehe anfangs ausschließlich aus Objektwörtern, kann aufgrund neuer Forschungsergebnisse nicht mehr gehalten werden. Es gilt als gesicherter Befund, daß Kinder bereits im zweiten Lebensjahr ihre eigenen inneren Zustände und diese von anderen Menschen verbal äußern. Wie allerdings der Erwerb von Emotionswörtern stattfindet, ist bisher nicht eindeutig geklärt. Eine explizite Theorie über den Erwerb des Emotionsvokabulars existiert bisher nicht, in einer möglichst weitreichenden Übersicht im zweiten Kapitel erfolgt jedoch eine Darstellung kognitivistischer und interaktionistischer Annahmen über die semantische Entwicklung, den frühen Wortschatzerwerb und Aspekten, die besonders für das Emotionsvokabular relevant sind. In den kognitiv-konstruktivistischen Ansätzen wird von einem anfangs egozentrischen, adualistischen Zustand des Kindes ausgegangen. Erst in aktiven manipulativen Auseinandersetzungen mit Objekten wird die Ausbildung von Bedeutungen vollzogen. Neuere kognitiv-interaktionistische Ansätze setzen den Schwerpunkt weiterhin auf den kognitiven Aspekt, ziehen jedoch auch die Umwelteinflüsse als wichtige Variablen für den Bedeutungs- und Wortschatzerwerb in Betracht. In den [¿]