Der Fall Italien

Auch wer den Italienern immer einen leidenschaftlicheren Politikstil zugestanden hat, mag nicht glauben, was sich jetzt abspielt: Hemmungslose Emotionen beherrschen die Debatten, es wird ungeniert polemisiert und provoziert und vor allem: Die Italiener scheinen das zu tolerieren. Der Journalist Ulrich Ladurner erzählt, wie Jahrzehnte der Korruption und Misswirtschaft das Land und die Bevölkerung zermürbt haben. Die Folge: Der Staat hat das Vertrauen der Bürger verspielt, Hunderttausende Italiener verlassen wieder ihre Heimat. In diesem Klima gewinnen Populisten Wahlen. Seit 2018 bilden die nationalistische Lega und die 5-Sterne- Bewegung nicht nur eine Koalition, sondern auch eine unheilige Allianz: Sie versprechen den Italienern mehr Selbstbestimmung und vor allem Freiheit von der EU. Auf seiner Reise durch Italien begegnet Ladurner Salvini, Di Maio und Grillo auf Kundgebungen und Wahlveranstaltungen und wird Zeuge ihrer Propaganda. Und er erinnert uns daran, dass die Versprechungen der Populisten in Deutschland ebenso verfangen wie in Italien. Sein Buch ist ein erstaunliches Länderporträt und eine Mahnung: Wer Populisten bekämpfen will, darf ihnen den Grundgedanken der Demokratie und aller Politik - die Freiheit - nicht kampflos überlassen.

Ulrich Ladurner, geboren in Meran/Südtirol, ist Journalist und Sachbuchautor. Nach dem Studium der Politikwissenschaft und Geschichte arbeitete er als Journalist in Wien, Zürich und Rom, bevor er 1999 zur ZEIT nach Hamburg wechselte. Mehr als zwei Jahrzehnte berichtete Ladurner über Kriege und Krisen; seit Herbst 2016 ist er Europa-Korrespondent der ZEIT in Brüssel.

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