Der Holocaust in Polen und seine Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen Polen und Juden

Als im Jahr 2000 das von dem amerikanischen Historiker Jan Tomasz Gross verfasste Buch 'Nachbarn' erschien, löste sein Inhalt eine breite Diskussion aus. Das Buch hat die Mitschuld Polens am nationalsozialistischen Judenmord während des Zweiten Weltkrieges zum Thema. Gross vertritt in seiner Publikation die Auffassung, dass das Massaker von Jedwabne am 10. Juli 1941, bei dem zwischen 300 und 400 Juden ermordet wurden, entgegen der geläufigen Meinung nicht von Deutschen, sondern von der lokalen polnischen Bevölkerung initiiert wurde. Damit rückte er den Antisemitismus als ein moralisches Problem ins Bewusstsein der polnischen Öffentlichkeit. Auch zwölf Jahre später spaltet die Diskussion um die polnische Eigenverantwortung am nationalsozialistischen Völkermord nach wie vor die Gesellschaft. Ziel der vorliegenden Untersuchung ist es, die Erfahrungen polnischer Juden während des Zweiten Weltkrieges darzustellen, die 55 Jahre nach Kriegsende zu einer derartig heftigen Debatte über die Mitschuld der Polen am Holocaust führten.

Annette Labusek wurde 1986 in Knurów (Polen) geboren. Seit 1989 lebt sie in Deutschland. Im Winter 2006/07 nahm sie in Mainz das Studium der Geschichte und Philosophie auf und schloss dieses im März 2013 mit dem 1. Staatsexamen ab. Aufgrund ihrer Herkunft interessiert sie sich sehr für die polnische Geschichte, insbesondere zur Zeit des Nationalsozialismus. Dieses Interesse motivierte sie, sich der Thematik des vorliegenden Buches zu widmen. Ab Sommer 2013 promoviert sie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im Bereich der Praktischen Philosophie.