Der Jungen Knaben Spiegel

Es habend sich, günstiger weiser herr, die alten fast in iren gedichten beflissen, das dieselbigen nit so gar on nutz und fruchtbarkeit der jugend fürzuspieglen gewesen, sunder die jugend sunderlich von üblem und laster abzogen, darneben auch vilmalen zu der forcht unnd scham bewegt und getriben, welche stück warlich nit die geringsten tugenden an einem jungen mögen geacht werden. Dann auß forcht und scham erwachßet alle tugend in einem jungen; wa aber dise zwey liecht erloschen, do blibt wenig guter sitten in alten und jungen, und ist auch nichts auff der gantzen welt, so die zart jugend mehr von bößen sitten abzieht, dann eben das, so ein junger des anderen gefährlicheit erwegen und ermessen thut, nimpt im darbey ab, was auß loser, bößer geselschafft entspringet. Herwider ist auch den jungen angeboren von natur, wo anderst ein recht fundament ist, das sie gern, so sie recht und wol geschickt handlen, gelobt seind; sie nemen auch fleißig war, so man andre jungen ir wolthat halben lobet, befleißen sich demnach des guten desto mehr. Man find aber leyder vil, so weder umb beyspil, loben noch schelten gar nichts geben, sunder auff ihrem gutdunckel also hinaußfaren, geben weder umb vatter, muter, leer und schulmeister gar nicht; und so die jetzund vatter und muter die gröst und höchst freud sein solten, geberen sie in das allerjämmerlichstes klagen und trauren.

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