Der Körper (in) der Sprache

Studienarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,0, Universität Leipzig (Institut für Theaterwissenschaft), Veranstaltung: FS Sinneswissen und Kulturgeschichtsschreibung, Sprache: Deutsch, Abstract: Nicht nur die Realität hat sich gewandelt, sondern auch die Mittel ihrer Darstellung. Es sollte die Möglichkeit in Betracht gezogen werden, dass es sich anders herum verhält, dass sich die Realität ihrer Darstellung angenähert hat und das die Wiedergabe von Realität, tatsächlich mehr Einfluss auf die Realität hat, als Brecht es hier vermutete. Es mag stimmen, dass sich durch den Verlust von Ideologien die Realität in gewisser Weise in Funktionalität und fragmentarische Strukturen verschoben hat, doch verhält es sich nicht auch so, dass wir in eine Wahrnehmungswelt hineingeboren werden, die diesen Umstand noch zusätzlich begünstigt? Walter Benjamin geht in seinen medien- und kunsttheoretischen Texten, die er in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts verfasste, auf diese Fragen ein. Im Mittelpunkt seiner Untersuchungen stehen dabei immer die Begriffe von Wahrnehmung und dem Körper (in) der Sprache. In dieser Arbeit wird vor allem auf den ¿Kunstwerkaufsatz¿ Bezug genommen, in welchem Benjamin sich speziell mit dem Film und einer durch Filmrezeption veränderten Wahrnehmung auseinander setzt. [...] Vor dem Hintergrund der Kunstrezeption erkennt Benjamin eine Wahrnehmungsentwicklung, weg von der Kontemplation, hin zur Zerstreuung und setzt dies in Zusammenhang mit einem veränderten Körperbewusstsein. Benjamin arbeitet hier mit einem bipolaren Begriffspaar, wenn er Kontemplation und Zerstreuung einander gegenüberstellt. Gleichzeitig versteht er diese Form der Rezeption auch als eine Möglichkeit und vergleicht sie etwa mit der Kunstrezeption der Architektur. Die Architektur wird ebenso in gewohnheitsmäßiger Weise wahrgenommen und nicht primär als Kunstgegenstand verstanden, sondern als etwas, das sich vor allem durch seinen Gebrauchswert definiert und auf diese Weise einen bedeutenden, obgleich unbewussten Einfluss auf unsere Wahrnehmung hat. Eine gewohnheitsmäßige Rezeption durch die Massen, löst die kontemplative Rezeption des Einzel-Kunstwerkes ab. Im Falle des Films vergleicht Benjamin diesen mit dem Theater und sieht in der Inszenierung eines Theaterstückes vor Publikum noch eine ¿Kunstleistung¿, wohingegen der Film durch die technischen Mittel, vor allem der Montage, bestimmt ist, wodurch bereits seine Rezeption bestimmt wird. Nach Benjamins Ansicht entsteht bei der Filmrezeption eine Ohnmachtsituation, da nicht in das Geschehen, das der Wirklichkeit zum verwechseln ähnlich sieht, eingegriffen werden kann.

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