Der Minnebund mit Gott

Bei kaum einem anderen Forschungsgegenstand der Germanistischen Mediävistik hat sich die Betrachtungsweise in den letzten Jahrzehnten so sehr gewandelt wie beim Thema Legenden. Galten Legenden bis vor wenigen Jahren noch als stereotype und schematische Literatur, so wird heute umgekehrt die Vielfalt des legendarischen Erzählens hervorgehoben. Die Studie nimmt aktuelle Forschungsimpulse und methodische Angebote zum Anlass, um noch einmal grundlegend nach der Genese des legendarischen Erzählens in Spätantike und Mittelalter zu fragen. Sie setzt dabei bei den Texten selbst an: Theoretische Positionen werden an ihnen überprüft und aus der philologisch genauen Arbeit mit ihnen entwickelt. Dabei zeigt sich, dass sowohl Passionen als auch Viten ungeachtet ihrer Bauform an den gleichen narrativen Themen arbeiten. Bei aller Pluralität und Variabilität scheint das legendarische Erzählen, so die These des Buches, von der thematischen Konstante einer religiösen Liebe und eines spezifisch christlichen Zeitverständnisses geprägt zu sein, in dem sich Vergangenheit und Zukunft in der Lebenswelt des Heiligen zu einem gewagten Näheverhältnis mit Gott verschränken.

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