Der Ottheinrichsbau des Heidelberger Schlosses

Wissenschaftlicher Aufsatz aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Kunst - Kunstgeschichte, Note: 1,0, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg (ZEGK ¿ Institut für Europäische Kunstgeschichte), Veranstaltung: Einführung in die praktische Denkmalpflege II, Sprache: Deutsch, Abstract: Betritt man heute den Innenhof des Heidelberger Schlosses durch den oberen Besuchereingang, so erstreckt sich zur Rechten die opulente Fassade des Ottheinrichbaus. Als einer der frühesten Paläste der Renaissance wurde der gleichnamige Bau ab 1556 durch Kurfürst Otto Heinrich (1556 ¿ 1559) errichtet und bestand aus drei Geschossen, verkleidet durch eine fünfachsige Fassade zu je zwei Doppelfenstern mit einem Figurenprogramm aus 17 biblischen, mythologischen, historischen wie allegorischen Statuen und mit einer Freitreppe zum Erdgeschoss. Im Zuge des Schlossbrandes 1764 wurde der Prachtbau bis auf seine Grundmauern sowie wenige Erdgeschossräume zerstört und entwickelte sich künftig zum Zankapfel der sich um die Wende zum zwanzigsten Jahrhundert neu konstituierenden Denkmalpflege. Die Kontroverse kreiste um die Frage seines Wiederaufbaus, bevorzugt praktiziert durch den Architekten Carl Schäfer, der bereits mit seinen ¿Restaurierungsarbeiten¿ am Friedrichsbau für Aufsehen und Kritik gesorgt hatte. Die Opposition bildeten zunächst vor allem Kunsthistoriker und Architekten um den Straßburger Professor Georg Dehio, der für einen Erhalt und die Sicherung der bestehenden Substanz zu Lasten der Rekonstruktionspläne Schäfers plädierte. Der Konflikt weitete sich aus, Stimmen aus dem Bürgertum gegen eine erneute ¿Zerstörung¿ ihrer zum Nationalsymbol gewordenen Ruine wurden laut und der Heidelberger Schlossstreit erstreckte sich über mehrere Jahre, worauf er schließlich im Zuge des Ersten Weltkrieges ohne evidente Lösung erstarrte. Der heute existente Zustand des Ottheinrichsbaus entstammt Bau- und Sicherungsmaßnahmen der 1950er Jahre und sollen im Folgenden nach der heutigen Auffasung denkmalpflegerischer Arbeit und Gütekriterien dargelegt und bewertet werden.

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