Der Preis der Herrlichkeit

Das Leben der oberen Zehntausend im 'Dritten Reich' Begonnen hatte alles in der Münchner Schellingstraße: Dort lernte die achtjährige Henriette im Fotoatelier ihres Vaters Adolf Hitler kennen. Ein 'Drittes Reich' gab es damals in Deutschland noch ebenso wenig wie einen 'Führer'. Und so unglaublich es heute klingt: Hitler wurde ihr väterlicher Freund und blieb es bis zum April 1943, als sie ein Tabu brach und ihn auf die brutalen Judendeportationen ansprach, die sie in Holland beobachet hatte. Henriette von Schirachs Erinnerungen an Jugend, NS-Zeit und unmittelbare Nachkriegszeit fehlt die historische Distanz. Sie sieht sich selbst als eine der durch die nationalsozialistische Ideologie in die Irre Geleiteten, versucht aber auch nicht, sich nachträglich zur Regimegegnerin hochzustilisieren. Dennoch oder gerade deshalb ist dies ein besonderes Zeitdokument, dessen Einordnung in den historischen Kontext die Einführung des Historikers Dr. Steffen Bruendel ermöglicht.

Henriette von Schirach wurde 1913 in München als ältestes Kind von Heinrich Hoffmann, ab 1923 Hitlers 'Leibphotograph', geboren. 1932 heiratete sie den Reichsjugendführer und späteren Gauleiter von Wien, Baldur von Schirach. 1947 musste sie sich vor der Spruchkammer verantworten und wurde als minderbelastet eingestuft. Bis zu ihrem Tod 1992 lebte die Mutter von vier Kindern in München, wo sie als Unternehmerin in der Filmbranche und als Autorin tätig war. Dr. Steffen Bruendel ist Historiker und Direktor des Forschungszentrums Historische Geisteswissenschaften der Goethe-Universität Frankfurt am Main. Klaus von Schirach, 1935 geboren, eines der vier Kinder von Henriette und Baldur von Schirach, promovierter Jurist mit Rechtsanwaltskanzlei in München, und Drehbuchautor.