Der Prozess der Entstehung des Homunkulus. Johann Wolfgang von Goethes Faust II

Studienarbeit aus dem Jahr 2017 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,3, Ruhr-Universität Bochum (Germanistisches Institut), Veranstaltung: Hauptseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: In dieser Arbeit gilt es zu untersuchen, inwiefern der Prozess der Entstehung des Homunkulus funktional in die Fausthandlung eingebettet ist, welche Symbolik die Darstellung des Werdens begleitet und wie die Figur sich im Kontext des Dramas und im Verhältnis zu Mephistopheles positioniert. Der Homunkulus weist Parallelen zur Faustfigur auf und wird als zentraler Initiator für den Fortgang der Handlung inszeniert, der den Übergang zur Klassischen Walpurgisnacht einleitet, um dort nach körperlicher Vollendung zu streben, indem er auf Basis grundlegend differenter Entwicklungstheorien im Akt einer Vereinigung der Elemente den Evolutionsvorgang einer natürlichen Schöpfung vollzieht und damit in pathetischer Selbstauflösung den Schlussakkord der Szene bestimmt. Sowohl im Laboratorium als auch in der Klassischen Walpurgisnacht ist Homunkulus der signifikant gestaltende Part und zudem gegenüber Mephisto in superiorer Stellung konturiert. Die Forschung hat sich in Bezug auf die Figur des Homunkulus mit zahlreichen unterschiedlichen Ansatzpunkten auseinandergesetzt. Unter anderem ist der Aspekt einer möglicherweise impliziten Mitwirkung Mephistopheles bei der Erzeugung des Homunkulus strittig, ebenso wie die Bedeutung der Figur für die Klassische Walpurgisnacht. Dabei spielt die Frage eine Rolle, ob Homunkulus lediglich als Mittel zum Zweck das passende symbolträchtige Bindeglied für den Übergang der Fausthandlung ist oder als eigenständiger Charakter von zentraler Bedeutung betrachtet werden muss. Auch die naturphilosophische Diskussion um die Auseinandersetzung zwischen Vulkanisten und Neptunisten ist Gegenstand zahlreicher Betrachtungen rund um die Homunkulushandlung. Die Laboratoriumsszene in Goethes Faust II ist insofern von großer Bedeutung, dass darin als Resultat alchemistischer Experimente, mit dem Ziel der Erzeugung eines künstlichen Menschen, ein geistiges Lichtwesen mit hoher Intelligenz und besonderen Fähigkeiten entsteht, dass im Kontext der Klassischen Walpurgisnacht schließlich einen Weg zu vollständigem Werden sucht, in der Bemühung, seine körperliche Unvollkommenheit auszugleichen. Der Homunkulus stellt dabei zugleich ein wichtiges Bindeglied der Fausthandlung dar und ist Medium der Vermittlung naturphilosophischer Erkenntnisse und Diskussionen der Zeit Goethes, die im Faust in Rückgriff auf mythologische und antike Traditionen literarisch verarbeitet werden.

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