Der Rachebegriff in Friedrich Torbergs Novelle "Mein ist die Rache"

Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Universität Wien, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Hausarbeit behandelt die Konzeption und die Funktion von Rache in Friedrich Torbergs Novelle "Mein ist die Rache". Das Thema Rache wird dabei als Begriff literarisch zwischen den Sphären der Psychologie und der Religion auf mehreren Ebenen verhandelt. Vor dem persönlichen Hintergrund Friedrich Torbergs als Jude sowie der Jahrhunderte umfassenden Diaspora erscheint diese Thematik spannend wie prekär und wirft die Frage auf, welche Art von jüdischer Moral Torberg in diesem Werk verarbeitet, wie sich diese Verarbeitung gestaltet und welche Funktion das Thema innerhalb der Novelle erfüllt. Um sich dem Thema anzunähern, werden im Rahmen dieser Seminararbeit die zentralen Aspekte der Thematik anhand einschlägiger jüdischer Fachliteratur skizziert. Dabei wird zunächst das Gottesbild aus Psalm 94 der Tora näher betrachtet und daraus abzuleitende, moralische Konsequenzen für das Thema der Rache aus jüdisch-religiöser Sicht beleuchtet. Danach wird in einem zweiten theoretischen Punkt das jüdische Volk in seiner Funktion und seinem Selbstverständnis als Volk Israel diskutiert und schließlich wird innerhalb der Seminararbeit auch auf die damit eng zusammenhängenden Theorien rund um eine jüdische Weltverschwörung aus historischer Sicht eingegangen. Es handelt sich bei diesen Ausführungen lediglich um grobe Skizzierungen der einschlägigen Begriffe, um ein tieferes Verständnis für die religiösen und moralischen Fundamente zu erlangen, die Torberg mit dem Thema der Rache in seiner Novelle anspricht. Nach Klärung dieser Begriffe der jüdischen Religion und Kultur wird das jüdische Selbstverständnis des Autors beleuchtet, um nachzuvollziehen, welche Auffassungen und Aspekte im Zusammenhang mit dem Judentum als Religion und Kultur zentral für dessen Leben und vor allem auch für dessen Schaffen waren. Denn es ist davon auszugehen, dass Friedrich Torberg als jüdischer Autor einen sehr persönlichen Bezug zur Thematik dieser Seminararbeit hatte und dies seine Arbeit geprägt hat. Zwar ist Vorsicht dabei geboten, das reale Leben eines Autors mit den Inhalten seiner Texte zu vermischen, doch die Diskurse der Werke, insbesondere bei solch persönlichen Themen, haben doch meist ganz grundsätzlich eine Verbindung zu den Interessensgebieten und Wertefundamenten des Autors selbst, wenn auch konkrete Ausformungen und Meinungskonzepte innerhalb der Werke nicht auf den Autor zurückgeworfen werden dürfen.