Der Schauprozess im 20. Jahrhundert in Deutschland

Der Begriff des Schauprozesses wird häufig zur Beschreibung von Gerichtsverfahren verwendet, in denen ein juristisches Unwerturteil erfolgt. Gleichwohl mangelt es vor allem in der Rechtswissenschaft an Begriffsbestimmungen. Ziel der Studie ist die Erarbeitung einer geeigneten Definition. Dafür wird zunächst eine Bestandsaufnahme der vorhandenen Ansätze in verschiedenen Wissenschaften vorgenommen und der Begriff des Schauprozesses in einen strukturellen Zusammenhang mit denen der politischen Justiz und des politischen Prozesses gebracht. Definitionen der drei Begriffe werden unter Berücksichtigung des grundlegenden Werkes 'Politische Justiz' des Verfassungsrechtlers Otto Kirchheimer entwickelt. Anschließend erfolgt eine Analyse deutscher Gerichtsverfahren des 20. Jahrhunderts anhand der entwickelten Merkmale eines Schauprozesses, um deren Praktikabilität zu überprüfen - darunter der Rathenau-Prozess (1922), der Prozess gegen die Attentäter des 20. Juli 1944 (1944), das Devisenverfahren gegen Robert Havemann (1979) und der Stammheim-Prozess (1975 bis 1977). Abschließend wird die aktuelle internationale Bedeutung von Schauprozessen untersucht und diskutiert, wie mit rechtlichen Mitteln gegen Schauprozesse vorgegangen werden kann.

Dr. Anne Werz studierte Pharmazie und besitzt die Approbation als Apothekerin. Nach ihrer Promotion im Fach Pharmazeutische Chemie an der Eberhard Karls Universität in Tübingen begann sie mit dem Referendariat für das Lehramt an Beruflichen Schulen. Als Lehrerin unterrichtete sie am Berufskolleg angehende Pharmazeutisch-technische Assistentinnen und Assistenten und lehrte am Beruflichen Gymnasium im Fach Chemie. Anne Werz verfasste mehrere wissenschaftliche Arbeiten und wirkte an zahlreichen weiteren Projekten mit.