Der Tod des Varus und seiner Legionen

Die Bücher des Autors unterscheiden sich von den meisten Veröffentlichungen über die Varusschlacht, dass er sich, statt dem Bericht Dios vom Marsch der Legionen in den Untergang zu folgen, auf die Berichte der Autoren Velleius Paterculus, Florus und Tacitus stützt. In dieser verbesserten Neuauflage analysiert er textkritisch die antiken Quellen über die Zeit 16 v.-16 n. Chr., untersucht sie auf Widersprüche, kontrolliert die aktuellen Ausgaben auf Abweichungen von den Originalen und stellt fest, dass die Berichte des Tacitus und Velleius Paterculus durch Missverständnisse, zahlreiche Übersetzungsfehler und mehrere Textmanipulationen zu Unrecht in Misskredit geraten sind. Zusätzlich beschäftigt sich der Autor mit der augusteischen Informationspolitik und kommt zu dem Ergebnis, dass es sich bei der Darstellung des Schlachtgeschehens um eine Fälschung handelt, die Augustus, aus Angst, wie Cäsar zu sterben, bewusst veranlasste. Durch eine exakte Verfolgung der Feldzüge des Drusus, Tiberius, Varus und Germanicus gelingt es ihm, das Lager Aliso zu lokalisieren und den Verlauf und den Zeitpunkt des germanischen Überfalls auf das Sommerlager des Varus aufzuzeigen. Nach aufwendigen Untersuchungen, mittels verschiedener Messtechniken, kann er seine Thesen erhärten und nachvollziehbar schildern, wie sich der Überfall im Einzelnen abgespielt hat. Als Bestätigung seiner Analyse fasst er die kürzlich entzifferte Bleimarke auf, die bereits 15 v. Chr. Varus als Unterfeldherr in Germanien und L. Caedicius als Zenturio der ersten Kohorte der XIX. Legion bezeichnet. Dieser Caedicius, der bisher als Verteidiger Alisos erwähnt wird, hat somit den Überfall mit Teilen seiner XIX. Legion überlebt. Weil jetzt die drei Lagerpräfekten (Caedicius, Eggius und Ceionius) bekannt sind, ist das ein weiteres Argument gegen die Lehrmeinung vom Schlachtgeschehen nach Cassius Dio. Abschließend gibt der Autor eine Gegenüberstellung der deutschen mit der angelsächsischen Geschichtsschreibung und weist darauf hin, dass die Schilderung der brutalen Machtergreifung des jungen Octavian von deutschen Historikern zu moderat, die Bewertung des alternden Augustus zu kritisch, der Bericht des Velleius Paterculus zu wohlwollend sowie die Kritik des Tacitus am Prinzipat des Augustus zu feindselig beurteilt werden. Er schließt sich deshalb dem Urteil Symes und Golo Manns an, die Tacitus nach Jahrhunderten der Verleumdung als bedeutenden Chronisten der Römischen Kaiserzeit rehabilitierten.

Am 12. August 1939 in Hagen geboren, studierte Manfred Millhoff nach dem Abitur in Göttingen und Berlin Medizin. Nach Approbation und Promotion be-gann er seine medizinische Laufbahn als Assistent in der Pathologie des Klinikums Berlin-Neukölln, ehe es ihn, frisch verheiratet, ins westfälische Unna ver-schlug. Hier sammelte er erst als Assistent, dann als Oberarzt der Inneren Abteilung des Katholischen Krankenhauses, später in eigener Praxis und als Vater zweier Kinder reichliche Erfahrungen, die er seiner Leserschaft unter dem Pseudonym Dr. Pointer zum Besten gab. Neben seiner zeitraubenden Tätigkeit als Arzt interes-sierte er sich schon immer für römische Geschichte. Vor allem Cäsar und das frühe Römische Kaiserreich übten wegen ihrer staatlichen Organisation und militärischen Überlegenheit eine solche Faszination auf ihn aus, dass er lange Zeit die katastrophale Niederlage des Varus gegen die taktisch und waffentechnisch unterlegenen Germanen nicht begreifen konnte. Statt den Untergang der römischen Legionen einfach zu akzeptieren, begann er, Fragen zu stellen, Antworten zu suchen und Lösungen zu finden. Sein Schweigen über den wahren Ablauf der Schlacht aber brach er erst, als die Archäologen und Historiker immer deutlicher mit Kalk-riese die falsche Schlacht am falschen Ort als »Varusschlacht« offerierten. So veröffentlichte er seit 1995 mehrere Bücher über dieses Thema und konnte sich, nachdem er 2004 seine Praxis an seine Nachfolger übergeben hatte, wieder sehr viel intensiver dem Studium der frühen Römischen Kaiserzeit widmen.

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