Der Verschollene oder >AMERIKA<

Seit meiner Kindheit (ich entdeckte Kafka bereits mit 13 Jahren für mich; damals las ich DIE VERWANDLUNG und war begeistert!) fragte ich mich, wie es für Karl Roßmann in Amerika wohl weitergehen würde. Könnte er in diesem riesigen Land bestehen? Irgendwie hatte ich den Eindruck, dem jungen Protagonisten klebte beständig das Pech an der Hacke. Auch waren all die Weggefährten nicht unbedingt dazu angetan, eine Verbesserung der Situation herbeizuführen. Manch falsche Entscheidung, manch vorschneller Entschluss, Karl Roßmann - er würde wohl immer ein Pechvogel bleiben ... In all den Jahrzehnten meines nachfolgenden Lebens erlebte ich selbst manche Höhen und so manche Tiefen. Mit der Zeit, milder werdend, einsichtiger und behutsamer, konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass, gegen jede Kafka'sche Vernunft, diesem jungen Karl Roßmann ein Happy End zustünde. Happy End und Kafka? Diese beiden Wörter sind, sie in einem Satz zu verwenden, einfach nicht kompatibel. Und doch entschloss ich mich dazu. Ich wollte Roßmann glücklich sehen. Nicht immer nur kämpfend, treibend, scheiternd und immer wieder glücklos. Und also schuf ich dieses Ende. Beglückend für mich, ein Kafka allerdings ... Es kann eben nicht immer nur nach dem Kopf des großen Dichterfürsten gehen, den nachgewiesener Maßen das Dichterross Pegasus niemals abzuwerfen die Stirn besaß. Ich verneige mich vor Dr. Franz Kafka. Und dies mit der Fortsetzung seines Romanfragments DER VERSCHOLLENE (von ihm selbst so betitelt), aber in Deutschland besser bekannt unter AMERIKA. Verschollen bleibt Roßmann bei mir nicht. Aber lesen Sie selbst ...

durch! Er schreibt seit 1977. Vor allem die Groteske hat es ihm angetan. Daneben schreibt er gerne Kurzgeschichten, Glossen, Satiren, Hörspiele, Bühnenstücke und er verfasst Rezensionen, sofern er dafür gebucht wird. Auch Paralipomena und sogar ein Musical entstammt seiner Feder. Gerd Cremer schreibt auch unter seinem Pseudonym 'Gherkin'. Er stand auch schon auf der Bühne. Im MiR (Musiktheater im Revier) hat er unter dem Regisseur Volker Lösch beim Projekt 'Stadt der Arbeit' (2021) mitgewirkt. Texte: Ulf Schmidt. Zuletzt eröffnete er mit einem eigenen Text die Szeniale Ruhr 2022, am 20. August 2022, in der Bochumer Str. in Gelsenkirchen-Ückendorf. In allerlei Anthologien ist er vertreten, mit diversen Kurzgeschichten und Gedichten. Die Lyrik steht bei ihm nicht an erster Stelle. Ein Buch veröffentlicht, eines ist in Arbeit. Es soll heißen 'Schörti schix scharb schord schdori schatts', also, im Klartext '36 sharp short story shots'. Der Einband zeigt eine geschnittene Gurke. Seit jeher ist 'Gurke' sein Spitzname, 50 Jahre bereits. Er hat daraus dann die Gewürzgurke, also Gherkin, gemacht. So lautet sein Pseudonym. Mit den Autoren Hans Reiter (München) und Egbert Schmitt (Nürnberg) ist er gut bekannt. Sie schrieben auch schon im Trio an einem streng vorgegebenen Thema. Insgesamt 3 x war das der Fall. Eine äußerst fruchtbare Zusammenarbeit entstand damals. Seit seiner Jugend fragte sich Cremer, wie das Romanfragment Franz Kafkas, 'Der Verschollene', enden könnte. Was ist denn nun mit Roßmann in Oklahoma City? Bis er es nicht mehr aushielt und sich hinsetzte, um die Fortsetzung und den Schluss niederzuschreiben. Das Ergebnis liest man hier! Sein Credo: Ich glaube an die heilige Macht der Unordnung. Ordnung ist die Lust der Vernunft, das Chaos jedoch, die totale Unordnung, ist die Wollust der Fantasie! Sein Lebensmittelpunkt, nach 55 Umzügen innerhalb Deutschlands, vom hohen Norden bis in den tiefsten Süden, insgesamt waren das jetzt 39 Städte, ist derzeit Gelsenkirchen. Stadtteil Ückendorf. Eine wirkliche Heimat, die kennt Cremer nicht. Die längsten Aufenthalte waren in Köln und Wilhelmshaven, in Gelsenkirchen ist er nun auch schon fast 5 Jahre wohnhaft. Wird es die letzte Station seines Lebens sein? Das gilt es nun abzuwarten...