Der Wille zum Schweren

In seinen frühen Erzählungen stellt Thomas Mann das Problem des Künstlertums ins Zentrum seiner Dichtung. Im Kontrast zu einigen ironisch gezeichneten, ästhetizistischen und in erster Linie selbstgefälligen Künstlerfiguren entwickelt er in den Erzählungen Tonio Kröger, Schwere Stunde und Der Tod in Venedig positive Gegenentwürfe: Ihre Protagonisten Tonio Kröger, Friedrich Schiller und Gustav von Aschenbach haben eines gemein: Ihren Willen zum Schweren. Ihre asketische Selbstverpflichtung auf das Ethos der Leistung macht sie zu produktiven, ernstzunehmenden Künstlern. Sie ist die Triebkraft, die Hilfe, aber auch die Gefahr ihres Lebens ... Benita von Cronsbruch betrachtet Thomas Manns Frühwerk als eine Art Bühne, auf welcher der junge Autor verschiedene Künstlerprofile mit ihren jeweiligen Bedingungen, Möglichkeiten und Bedrohungen 'durchspielt' und dabei auch seinen eigenen Standort als Künstler bestimmt.