Der Zusammenhang zwischen Negativität und Glaubwürdigkeit

¿Schlechte Nachrichten sind glaubwürdiger¿, gemäß Prof. Brettschneider (2013, 12. Abs.). Es liegt vermutlich daran, ¿dass Negatives seit jeher wichtiger war und eben nach wie vor ist. Wenn man in der Steinzeit auf die Jagd ging, war die Warnung ¿Achtung, Säbelzahntiger!¿ wichtiger als die Meldung ¿Alles ist ruhig¿¿ (ebd., 12. Abs.). Aber wenn es sich um die Einschätzung von Statements handelt (wie beispielsweise statistische Aussagen), beurteilen Menschen negativ formulierte Aussagen auch als glaubwürdiger im Vergleich zu inhaltlich identischen positiv formulierten. Die Aussage ¿Jeder vierte Hamburger ist nicht dazu bereit, Organe zu spenden¿ wird beispielsweise als glaubwürdiger eingeschätzt als die Aussage ¿Drei von vier Hamburgern sind dazu bereit, Organe zu spenden¿ (Koch, Peter, & Obermeier, 2013, S. 567). Es scheint verwunderlich, dass Negatives auch bei solchen Darstellungen als glaubwürdiger eingeschätzt wird als Positives: ¿This notwithstanding, it is both surprising and of noteworthy societal relevance that people seem more inclined to accept the same information as valid when it is framed negatively¿ (Hilbig, 2012, S. 38). Genau mit dieser verzerrten Wahrnehmung, dem bislang kaum untersuchten sogenannten Negativity-Credibility-Bias, beschäftigt sich die vorliegende Arbeit. Dieser Effekt zeichnet sich dadurch aus, dass eine valenzbasierte Formulierung die Einschätzung der Glaubwürdigkeit einer Aussage beeinflusst: Durch eine negative Formulierung wird die Glaubwürdigkeit einer Aussage erhöht, durch eine positive jedoch reduziert (Koch et al., 2013, S. 551). Dem Thema der Negativität wurden bereits zahlreiche Studien gewidmet. Der Zusammenhang von Negativität und Glaubwürdigkeit wurde jedoch kaum untersucht. Nur zwei Studien aus der psychologischen Forschung (Hilbig, 2009, 2012) und eine aus der kommunikationswissenschaftlichen (Koch et al., 2013) legen nahe, dass der Negativity-Credibility-Bias sowohl bei einzelnen Aussagen als auch bei Aussagen, welche in einen Medieninhalt eingebettet sind, auftritt. Dabei ist die Glaubwürdigkeit nach Heringer (1990) "die Basis, auf der Kommunikation funktioniert; sie ist das kommunikative Urvertrauen, ohne das nichts geht" (S. 180). Glaubwürdigkeit ist also mit der Kommunikation verbunden und die Untersuchung dieses Faktors stellt im kommunikationswissenschaftlichen Bereich ein besonderes Interesse dar.