Der gekreuzigte Eros

Weder Nur-Philosoph noch Nur-Soziologe, weder Nur-Kunstwissenschafter noch Nur-Sexualforscher, und schon gar nicht Nur-Theoretiker, war Peter Gorsen sein eigenes Genre. Von der Kritischen Theorie kommend, beharrte der Gelehrte auf sinnlichem Genuss und rückte die Ästhetik ins Zentrum der Philosophie, um deren gesellschaftlich gesteckten Rahmen zu entgrenzen. Gorsens letzter, bisher unveröffentlichter Text Der gekreuzigte Eros insistiert auf der Körperlichkeit des Denkens und bilanziert die Summe seines Lebenswerks im philosophischen Dialog mit dem französischen Surrealisten Pierre Molinier und dem österreichischen Aktionsdramatiker Hermann Nitsch. 'Es reicht aus', bilanziert er, 'sich in die Erneuerung und Höherentwicklung der sich selbst erschaffenden und zerstörenden Welt hineinzuversetzen'.

Peter Gorsen (1933-2017), deutsch-österreichischer Kunstanthropologe, Kritiker und Mentalitätshistoriker, 1976-2002 Inhaber der Lehrkanzel für Kunstgeschichte an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Wolfgang Koch lebt als Publizist und Historiker in Wien, ist Herausgeber des Nitsch-Breviers 'Blut in den Mund' (2008) und bloggt für die Berliner Tageszeitung taz. Ausgewählte Publikationen: 'Geschichte der Gewalt. Das Unglück des 20. Jahrhunderts' (2005), 'Das Glück des Janos. Ungarnroman (2006), 'Finding Hermann Nitsch. Neue Thesen zum Orgien Mysterien Theater. Aktionskunst im 21. Jahrhundert' (2019), 'Jeden Tag Cowboy - Viktor Rogy. Der Kunstrebell vom Wörthersee' (2020).

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