Der kalte Hauch des Geldes

Wilder Westen: starke Männer, schöne Frauen, Kampf, Gefahr und, vor allem: Gold. Wer sein Glück machen will, sucht es hier. Man wird reich, oder man arbeitet für jemanden, der es schon ist, Kapital akkumuliert sich, es gibt Gewalt, aber keine Unklarheiten, das Recht schützt den Besitz und damit basta. Doch auch in die kleine Goldgräberstadt mitten im Nirgendwo zieht der Fortschritt ein: Die Eisenbahnschienen reichen schon fast an den Ort heran, die Bodenschätze gehen zur Neige. Was liegt da näher, als eine Bank zu gründen? Was soll das Starren auf den Goldpreis von heute, wenn ich eine Wette auf den von morgen abschließen kann? Was taugt der Handel mit Waren, wenn der Handel selbst zur Ware wird? Aber selbst aus dem Umkreis des lokalen Geldhais regt sich leiser Widerstand gegen die Durchökonomisierung der Gesellschaft - und wer ist der mysteriöse Fremde, der in seinem Zimmer über dem Saloon offenbar ganz eigene Ziele verfolgt? Die Verhältnisse beginnen zu tanzen und die Diskurse mit ihnen, wenn im anspielungsreichen Miteinander von Filmzitaten und Wirtschaftstheorie in den staubigen Straßen des Wilden Westens der Finanzkapitalismus entsteht - bis hin zum obligatorischen Showdown.

Alexander Eisenach, geboren 1984 in Berlin, studierte Theaterwissenschaft und Germanistik in Leipzig und Paris. Er war Regieassistent am Centraltheater Leipzig und 2013 / 2014 Mitglied des Regiestudios am Schauspiel Frankfurt. Seit 2014 arbeitet er als freier Regisseur, u. a. am Schauspiel Hannover, am Schauspiel Graz, am Düsseldorfer Schauspielhaus und am Deutschen Theater Berlin. 2014 wurde sein erstes Theaterstück Das Leben des Joyless Pleasure am Schauspiel Frankfurt uraufgeführt. 2015 / 16 nahm Eisenach dort am Autorenstudio teil. Für seine Inszenierung von Der kalte Hauch des Geldes wurde er mit dem Kurt-Hübner-Regiepreis 2016 ausgezeichnet.