Der kultivierte Dialog in der italienischen Renaissance

In Baldassare Castigliones Libro del Cortegiano (1528), einem Bestseller der europäischen Renaissance, wird außerhalb des strikten Hofzeremoniells eine Gesprächsrunde inszeniert, in deren Rahmen die beteiligten Hofmänner, die cortigiani, vorrangig das Ziel verfolgen, die anderen Anwesenden durch Inhalt und Form ihrer jeweiligen Redebeiträge zu unterhalten und sich so ihres kultivierten Status zu ver­sichern. Dazu bedienen sich die Gesprächsteilnehmer, so die hier vertretene These, bestimmter Redeakte, deren Typik auf der Grundlage der Sprechakttheorie Searlescher Prägung und relevanter Weiterentwicklungen dieses Ansatzes, die speziell die Historizität sprachlicher Handlungen in den Blick nehmen, analysiert wird: So bilden die zeitgenössischen höfischen Konversationsnormen hier die soziokulturelle Folie, um das Gelingen der Konversationsziele im 16. Jahrhundert und die prägende Wirkung dieses Dialogs im da­maligen Europa zu begreifen, wozu die modernen Instru­mentarien die angemessene Erkenntnismöglichkeit bieten.

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