Der politische Tod

Der Tod eines Bürgers auf dem Schlachtfeld birgt soziale Sprengkraft: Das Sterben im Krieg muss nicht nur praktisch bewältigt werden, es erlegt den Hinterbliebenen auch die Bürde der Sinnstiftung auf und kann leicht zum Bezugspunkt gesellschaftlicher Konflikte werden. Die Selbstaufgabe für das Kollektiv konfrontiert die Gemeinschaft mit der genuin politischen Dimension des Todes. Johannes Wienand untersucht diesen Problemkomplex für die antike Demokratie des klassischen Athens. Im ersten Teil der Studie wird die historische Entwicklung und politische Bedeutung des athenischen Gefallenengedenkens grundlegend neu bewertet. Der zweite Teil ergründet vor diesem Hintergrund das Genre literarischer 'Gefallenenreden' (Epitaphioi Logoi): Auf je eigene Weise erzeugen die Schriften (aus der Feder u. a. von Gorgias, Thukydides, Lysias, Platon und Demosthenes) fein kalibrierte Spannungsfelder im politischen Diskurs ihrer Zeit, die erstmals für die gesamte Gattung detailliert nachvollzogen und historisch eingeordnet werden. Die Untersuchung führt ins Zentrum der Auseinandersetzungen um die prekäre Machtpolitik Athens und ihre innen- wie außenpolitischen Folgekosten.

Johannes Wienand ist seit 2018 Professor für Alte Geschichte in Braunschweig. Er studierte von 2000 bis 2006 Geschichte und Philosophie in Tübingen, Wien, Konstanz und Pittsburgh und arbeitete anschließend als wissenschaftlicher Angestellter an der Universität Heidelberg (2009 bis 2011) sowie als Akademischer Rat an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (2011 bis 2018). 2010 wurde er mit einer Arbeit über die militärische Repräsentation des römischen Kaisers promoviert und habilitierte sich 2018 mit einer Studie über die Gefallenenbestattung im klassischen Athen. Forschungsaufenthalte führten ihn unter anderem nach Cambridge, Berlin und Frankfurt sowie als Junior Fellow an das Historische Kolleg in München. Er ist Gründer und Sprecher des deutschlandweiten Forschungs- und Digitalisierungsverbunds NUMiD ('Netzwerk universitärer Münzsammlungen in Deutschland') und des DFG-Netzwerks 'Interner Krieg: Gesellschaft, soziale Ordnung und politischer Konflikt im Altertum'.

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