Deutschland und die Reparation 1918/1919

Die Behandlung des Reparationsproblems in Versailles schuf eine Weichenstellung von ausschlaggebender Bedeutung für die europäische Geschichte der zwanziger Jahre. Unbekannt blieb bisher, wie die Reichsregierung an diese Problem herausging, wie sie ihre Verhandlungspositionen für die finanziellen und wirtschaftlichen Friedensfragen aufbaute. Dieser Aspekt und damit zugleich ein sehr wichtiger Teil der deutschen Friedensvorbereitungen insgesamt wird in der Untersuchung Peter Krügers eingehend dargestellt. Der Verfasser, Mitarbeiter der Editorengruppe im politischen Archiv des Auswärtigen Amtes, beschreibt aufgrund ausgezeichneter Aktenkenntnis präzise die oft recht problematischen deutschen Vorüberlegungen und Erwartungen, welche die spätere große Empörung und Verdammung des Versailler Vertrages erst verständlich machen. Zu den wichtigsten Ergebnissen der Untersuchung gehört in erster Linie der klare Aufweis der Priorität wirtschaftlicher Fragen auf deutscher Seite und, damit zusammenhängend, der überragende Einfluss früherer Vertreter der deutschen Wirtschaft, vor allem der Bankiers, und der hohen Reichsbürokratie auf die Friedensvorbereitungen. Die kritische Darlegung der bei diesen Gruppen dominierenden Vorstellungen und ihrer Verhandlungsstatistik bietet zugleich eine Analyse der Einfluss- und Entscheidungsbildung in der damaligen deutschen Regierung, welche die Schwäche der nominell regierenden Sozialdemokraten gegenüber den alten Sachverständigen-Eliten aufs Neue verdeutlicht. Die Unfähigkeit Deutschlands, sich in die Rolle des Besiegten zu finden, war auch darin begründet.

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