Deweys humanistische Dezentrierung des Subjekts

Der Begriff der »Dezentrierung« bezeichnet im französischen Poststrukturalismus die Kritik an dem Postulat eines metaphysischen »Zentrums«, das die Entwicklung und die Logik der Diskurse – und damit des Denkens – beherrschen soll. Insbesondere die Anthropologie und der Humanismus standen in dem Verdacht, mit dem Verweis auf den Menschen als ein solches »Zentrum« die Vielfalt und Selbstdifferenz der diskursiven Praxis zu unterlaufen. Der Aufsatz stellt Deweys Philosophie als eine Alternative zu dieser Kritik vor. Auch Dewey ist skeptisch gegenüber essentialistischen Philosophien. Gleichwohl entwickelt er ein explizit humanistisches Weltbild, dessen wichtigste Werte Freiheit, Offenheit und Wachstum (»growth«) darstellen. Möglich wird dieser paradoxe Humanismus durch einen Naturbegriff, der die spezifisch menschlichen Fähigkeiten – wie Denken, Sprechen und Handeln – gerade dadurch ,dezentriert‘, indem sie als ein integraler Teil der Natur erläutert werden.

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