Diamanten in Lüderitzbucht

Man schreibt das Jahr 1908 - die Siedlung an der afrikanischen Küste ist immer noch eine Sammlung primitiver Häuser und niemand verbindet einen tieferen Sinn mit dem Wort 'Diamantenberg'. Bis der Ingenieur Karl Staupe und Fräulein Zoe van Doemen ihre Augen ruhig über die gelben Hügelwellen gleiten lassen, hinweg über die Einsamkeit, die Ruhe der Natur, in der die kleinen Menschensorgen rettungslos ertrinken, und ein paar Menschenameisen, die an der Lenz-Bahn tätig sind - einer Bahnlinie, die sich wie ein unscheinbarer Strich durch die Namibwüste zieht. Jeder, der normal ins 'Sonnenland' kommt, hat die Stille Absicht, 'verdienen' zu wollen, soviel weiß Karl - doch seine Reisegefährtin überrascht ihn, wie sie da rank im Sattel sitzt und nicht die Absicht hat, sich ein Vermögen zu schaffen. Ein ungewohnter Ton in Afrika - er schweigt überrascht, doch beschließt, nicht nach ihrer Vergangenheit zu bohren und darüber, weshalb sie lieber in Lüderitzbucht statt Johannisburg oder Kapstadt wohnen möchte - und das freiwillig. Aber ganz von sich stoßen kann er diesen grüblerischen Gedanken doch nicht...'Hier in Afrika fragt man überhaupt wenig nach der Vergangenheit. Ob einer ein tüchtiger und anständiger Kerl ist, das zeigt sich bald genug, und - das genügt. Was einer früher gewesen, ist ja so gleichgültig! Hier gilt nur das jetzt'.Allerdings werden seine Gedanken jäh abgelenkt, denn Max Freytag ist im Begriff, mit der 'Boma' anzulegen: Großwildjäger, Prospektor und Afrikaforscher... Der obendrein noch etwas von der Jagd versteht. Und vom Buddeln nach Gold und Diamanten. Doch schon bald vergucken sich beide in die attraktive Zoe und Max Freytag hat etwas, das Karl Staupe nicht hat, sagt Hilde Stein im Scherz: 'Freytag ist jung'...-

'Axel Rudolph? Nie gehört!' So dürfte es vielen gehen. Noch! Denn er war ein wirklichter Erfolgsschriftsteller, der zwischen 1936 und 1944 über 50 Romane veröffentlichte. Unterhaltungsliteratur oder, wie man damals sagte, 'Groschenromane'. Axel Rudolph (1893-1944) konnte unverschämt schnell schreiben. Er lieferte oft im Monatsrhythmus neue Bücher ab, mit Titeln wie 'Das Bildnis der Unbekannten', 'Die Eisfrau' oder 'Gebt uns ehrliche Waffen'. Rudolph veröffentlichte unter seinem Namen und den Pseudonymen Heinrich Weiler und Richard Erden und ihm gefiel, was er schrieb. Zweifel kannte er nicht, so dass er unbeschwert Geschichten erfand, in die er genießerisch ein paar Tropfen an Exotik, amourösen Liaisons und einer guten Portion Abenteuergeist einfließen ließ. Seine Kriminal- und Abenteuerromane, dessen Themen er aus seinem abenteuerlichen Leben schöpfte und verfremdet in ferne Länder verlegte, spielen in der Arktis, auf den Ölfeldern Venezuelas, auf hoher See, im Himalaya, in den USA, Asien oder den Großstädten Deutschlands und in Dänemark - oder auch in Russland, wo er in Sibirien während des ersten Weltkriegs selbst im Gefangenenlager saß. Seine oft imaginierten Reisen geben den Hintergrund für die Handlungen, in denen es nicht selten um ein den Sieg des Einzelnen über widrige Umstände geht, die durch Beharrlichkeit und Ehrlichkeit in Glück umgewandelt werden.Im wirklichen Leben erging es Axel Rudolph nicht ganz so glimpflich: 1930 war er arbeits- und obdachlos. Er tippelte durchs Land, arbeitete als Gelegenheitsarbeiter und Bergmann und wurde Hausarbeiter im Obdachlosenasyl in Bochum, bis er 1932 in der Zeitschrift 'Die Woche' auf eine Anzeige der Studios Ufa stieß, die Ideen für einen guten Tonfilm suchten. Axel Rudolph, mit Fantasie und Selbstbewusstsein ausgestattet, schilderte sein verkorkstes Leben auf ein paar Schreibmaschinenseiten, gewann den Wettbewerb und startete durch: Die Ufa forderte ihn auf, nach Berlin zu kommen. Hier schrieb er Drehbücher für sie, die mit den Stars seiner Zeit verfilmt wurden: 'Der Stern von Valencia' kam sogar zeitgleich zur deutschen, auch in einer französischen Fassung in die Kinos - mit dem großen Jean Gabin in der Hauptrolle. Parallel heuerte ihn der Westdeutsche Rundfunk für einen 20-Minuten-Beitrag über China an, und ein Berliner Verlag bezahlte einen Vorschuss für einen ersten Roman. Axel Rudolph zog also nach Berlin, begann bei der Ufa als Hilfsdramaturg und konnte schon kurz darauf von seinen Büchern leben.1939 jedoch verschärften sich die Bedingungen für die deutsche Unterhaltungsliteratur; Goebbels' Propagandaministerium betrieb die Instrumentalisierung von Kriminalromanen usw. für nationalsozialistische Zielsetzungen. Chronische Individualisten wie Axel Rudolph wurden aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen. Ohnehin war Rudolph dubios auffällig; schon 1932, nachdem er einer hübschen Kollegin schöne Augen gemacht hatte, welches zu einer handgreiflichen Auseinandersetzung mit SA-Männern führte, hatte er eine Anprangerung bekommen, die wiederrum zur Kündigung bei der Ufa führte.Für Axel Rudolph kam der Ausschluss aus der Reichsschrifttumskammer einem Berufsverbot gleich. Mit Hilfe des Afrika-Sachbuchautors Hermann Freyberg, der mehrere von Rudolphs Romanen unter seinem eigenen Namen veröffentlichte, konnte seine finanzielle Lage gebessert werden. Axel Rudolph zog sich aus dem Wespennest, zu dem Berlin geworden war, zurück und zog nach Semlin, wo er 1943 seine Verlobte Gertrud heiratete. Durch eine Denunziation im unmittelbaren Freundeskreis - einer enttäuschten Geliebten, die Tochter des Semliner Ortsgruppenleiters der NSDAP war - gelangten Briefe, in denen Rudolph aus seiner Verachtung für das nationalsozialistische Regime keinen Hehl machte, in die Hände der Gestapo. Silvester 1943 wurde der Autor verhaftet und am 18.

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