Die Besonderheit von Stieffamilien

Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, Note: 1, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Veranstaltung: Themen der Ausbildungs- und Familienpsychologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Weltweit nimmt die Zahl der Ehescheidungen langsam aber stetig zu. Allein in der Bundesrepublik wird statistisch gesehen jede dritte Ehe wieder geschieden, wobei sich mehr als die Hälfte der geschiedenen Ehepartner wieder neu verheiraten. Etwa 50% aller geschiedenen Ehen haben minderjährige Kinder. Die Hälfte aller Scheidungskinder werden durch eine Wiederheirat des Elternteils, bei dem sie leben, zu Stiefkindern. Von den übrigen Scheidungskindern leben zusätzlich etwa 65% mit ihrem leiblichen Elternteil und dessen Partner, die eine nichteheliche Lebensform praktizieren, zusammen. Stieffamilien gab es schon immer und waren früher sogar verbreiteter als heute. Aufgrund von Geburtskomplikationen, Kindbettfiber u. a. m. hatten Frauen in den vorigen Jahrhunderten nur eine geringe Lebenserwartung, so dass es damals mehr Stiefmutterfamilien gab als Familien mit einem Stiefvater. Heute ist die Verteilung genau umgekehrt. Während Verwitwung und Nichtehelichkeit damals überwiegend der Ursprung einer Stieffamilie war, ist es heute Trennung und Scheidung. In der Regel wird nämlich bei einer elterlichen Trennung das Sorgerecht für die Kinder auf die Mutter übertragen, es sei denn das Wohl des Kindes wird bei ihr als gefährdet angesehen. So bekamen beispielsweise 1995 nach einer Scheidung 73,8% der Mütter das alleinige Sorgerecht und nur 8,3% die Väter. Auf diese Weise bilden sich mehr Stiefvaterfamilien als Familien mit einer Stiefmutter. Von allen Familien in Deutschland sind schätzungsweise knapp 10% davon Stieffamilien - also mehr als zwei Millionen. Die große Zahl der Stieffamilien, die keine eheliche Grundlage haben, ist hier noch nicht mal inbegriffen.