Die Borgia-Trilogie

Warm weht der West durch die Gassen. Er streut den Blütenregen unzähliger Rosen über Mädchen und Frauen, die in verschlungen Reigen dahinbrausen, als suchten sie, thyrsus schwingende Thyiaden, das Tempelfest ihres leuchtenden Gottes mitten im heiligen Rom wieder heimisch zu machen. Arme schlingen sich umeinander, Lippen schwellen Küssen entgegen, der Atem dampft von Sinnlichkeit, bunte Steine klirren an dem Halse der braunen Schönen von Trastevere, die ihr alltägliches Elend unter dem Jauchzen der Karnevalsnacht begraben oder es mit dem Flitter flüchtiger Liebe vergolden. Die Steinklumpen von Trastevere sind zu Palästen geworden. Von Fenster zu Fenster schlingen sich Rosengirlanden,, aus denen der schwüle Geist in den Schweißgeruch der Gassen niederströmt und sich dort zu einem sinnverwühlenden Duft verdichtet, dem noch Orangen, Myrten, Zwiebeln, Feigen und Fische zu betäubender Kraft verhelfen. Ohrenzerreißende Musik lärmt in die Massen hinein, die ihre Gluten vor die Altäre von Venus und Bacchus werfen. Ein Veilchenregen aus den Händen schöner Nymphen geht über drohende Hellebarden nieder, so lange, bis die zur Erhaltung der Ordnung berufenen päpstlichen Söldner lachend mittanzten. Inhaltsverzeichnis Die Stiere von Rom Der Stern des Orsini Das Mädchen von Nettuno Ausklingen

Ludwig Huna (* 18. Januar 1872 in Wien; ? 28. November 1945 in St. Gallen in der Steiermark) war ein österreichischer Romancier und Dramatiker.