Die Dependenztheorie als Erklärung von Unterentwicklung und dependenztheoretische Argumentationen in heutigen Debatten

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Politik - Internationale Politik - Thema: Globalisierung, pol. Ökonomie, Note: 1,0, Universität Rostock (Institut für Politik - und Verwaltungswissenschaften), Veranstaltung: HS Die Politische Ökonomie Internationaler Beziehungen, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Dependenztheorie entsteht Mitte der 60er Jahre in Lateinamerika als Erklärungsversuch der spezifischen Unterentwicklung der Region und findet großen Anklang vor allem bei der linken 68er Bewegung Westeuropas sowie nach und nach in fast der gesamten Dritten Welt.Die dependencia-Schule bietet durch ihre alternative Perspektive, nämlich die der Peripherie, die nicht in der Lage ist sich in der gleichen Weise zu entwickeln, einen third world outlook. Trotz ihrer neuen Perspektive entsteht die Dependenztheorie natürlich nicht aus dem Nichts, sondern beruht auf gewissen theoretischen und ideologischen Grundlagen. Hier ist vor allem die Rolle des Neomarxismus zu betonen, welcher in Form marxistischer Kapitalismuskritik ein wichtiger Bestandteil der Dependenztheorie ist. Die Dependenztheoretiker übertragen die marxistische Gesellschaftsanalyse zwar auf Lateinamerika, allgemein sind Klassenstrukturen in ihrem Entwicklungskonzept aber nicht sonderlich wichtig. Die Imperialismustheorie, wie etwa von Lenin formuliert dient den dependentistas als Grundlage ihres Analyse von Abhängigkeit. Die Dependenztheorie geht davon aus, dass Mechanismen der Abhängigkeit und Ausbeutung der Kolonialzeit auch nach dem Erlangen der formellen politischen Unabhängigkeit der Kolonien noch bestehen bleiben, wobei politische Abhängigkeit durch vor allem wirtschaftliche ersetzt wird. Die Entstehung der dependencia-Schule ist auch im Kontext der lateinamerikanischen strukturalistischen ECLA-Doktrin zu sehen, von welcher sie sich abgrenzen will, sie andererseits aber auch weiterentwickelt, da sie ihr zu begrenzt erscheint. Die Dependenztheorie macht hauptsächlich externe Faktoren der Abhängigkeit, also Bedingungen des kapitalistischen Weltmarkts, für die Unterentwicklung Lateinamerikas verantwortlich. Es gilt nun zu untersuchen, in was genau diese Abhängigkeit der Region besteht und inwiefern die Ausbeutung der Peripherie nach der politischen Emanzipation noch andauert. Im Folgenden soll die Problemlösungskompetenz des dependencia-Ansatzes beleuchtet werden, also die Frage gestellt werden, inwiefern er dazu in der Lage ist, die Unterentwicklung Lateinamerikas aufgrund von Abhängigkeiten zu erklären. Nachdem die Dependenztheorie Diskussionen über Entwicklung und Unterentwicklung in den 70ern dominierte, ist sie heute fast völlig aus öffentlichen Diskursen verschwunden.

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