Die Einführung der Reformation in Riga, Reval und Dorpat. Eine vergleichende Verlaufsgeschichte der Städtereformation und ihrer Voraussetzungen

Studienarbeit aus dem Jahr 2019 im Fachbereich Geschichte Europas - Mittelalter, Frühe Neuzeit, Note: 1,7, Helmut-Schmidt-Universität - Universität der Bundeswehr Hamburg (Professur für Mittelalterliche Geschichte), Veranstaltung: Livland und Europa im Mittelalter - Ansätze zu einer Verflechtungsgeschichte, Sprache: Deutsch, Abstract: Die vorliegende Seminararbeit soll diese vielschichtigen Transformationsprozesse in der besagten Region nachvollziehbar darlegen. Hierzu wird zunächst auf die mittelalterliche Stadt zu Beginn der Reformation unter besonderer Berücksichtigung der stadtspezifischen Voraussetzungen für die Transformation der Konfessionstopografie eingegangen. Als konkrete Vergleichsgröße wird die Reformationsgeschichte der ersten Jahrzehnte in der Hansestadt Riga herangezogen, um bestimmbare Gemeinsamkeiten, die als typisch für diese Zeit gelten können, und ortsspezifische Unterschiede herauszuarbeiten und zu veranschaulichen. Letzteres folgt im abschließenden Kapitel dieser Arbeit. Als der Augustinermönch Martin Luther im Jahre 1517 seine 95 Thesen an die Eingangspforte der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, hätte er sich die Tragweite seiner neuartigen Theologie zu diesem Zeitpunkt mit Sicherheit wohl nur schwer vorstellen können. Die Reformation ist seit ihrem Beginn zu einer der einflussreichsten Ideen des zweiten Jahrtausends geworden und veränderte nicht nur das Gesicht Europas dauerhaft, sondern den weiteren Verlauf der Geschichte nachhaltig. Kaum zu überschätzen ist daher die Bedeutung der unmittelbaren und mittelbaren Auswirkungen der Reformationsbewegung auf den weiteren Verlauf der Weltgeschichte. Zwar ist der Beginn der Reformation freilich nicht erst mit dem berühmten Thesenanschlag Luthers zu datieren, so stellt dieses Ereignis dennoch eine wichtige und entsprechend populäre Zäsur in der Reformationsgeschichte und überhaupt der Geschichte auf der Schwelle vom Mittelalter zur Frühen Neuzeit dar. Es durchaus berechtigt, den prozessualen Übergang vom Mittelalter in die nächste Epoche maßgeblich an der historischen Entwicklung der Reformation samt all ihrer Zeitlichkeit und ihren mannigfaltigen theologischen Strömungen auszurichten. So war die Reformation in ihren Ergebnissen, ohne die damaligen Möglichkeiten des Buchdrucks, nicht zu denken. Zeitliche Räume veränderten sich durch diese massenmediale Revolution radikal; sie verkürzten und verkleinerten sich durch die neue Technologie in bisher ungekannter Weise. Das 16. Jahrhundert und die Kommunikation zwischen seinen Menschen war zeitlich demnach um ein Wesentliches dichter, als noch das vorangegangene Jahrhundert.