Die Entwicklung der freien Assoziation durch Sigmund Freud

Die Entwicklung der häufig auch als psychoanalytische »Grundregel« apostrophierten, freien Assoziation gilt allgemein als eine der großen wissenschaftlichen Leistungen Freuds. Ihre zentrale Stellung innerhalb der Psychoanalyse wird durch die Doppelrolle der freien Assoziation als Forschungs- und Behandlungsinstrument hervorgehoben. Nicht nur löst sie die suggestiv-kathartischen Verfahren und deren begrenzte Effekte als Behandlungstechnik ab. Ihre Einführung begünstigt darüberhinaus die Theorieentfaltung innerhalb der Psychoanalyse in hohem Maße, da Entdeckungen wie die der frühkindlichen Sexualität oder der Entwurf so relevanter Konzepte wie das des »Widerstands« bzw. der »Übertragung« unter Beibehaltung der Hypnose in dieser Form nicht formulierbar gewesen wären. Der Artikel versucht unter besonderer Berücksichtigung der frühen Schriften Freuds, die wesentlichen Entwicklungslinien bei der Einführung der freien Assoziation nachzuzeichnen. Ausgehend von seinen neurologischen Arbeiten über die »Aphasien« (1891) bis hin zur »Traumdeutung« (1900) werden Freuds Vorstellungen zur Assoziation dargestellt und diskutiert. Anschließend werden von anderen Autoren vermutete Einflußfaktoren, die das Freudsche Denken hinsichtlich der freien Assoziation geprägt haben könnten, kritisch gegeneinander abgewogen.