Die Entwicklung des eugenischen Gedankengutes im Kaiserreich 1871-1918

Studienarbeit aus dem Jahr 2002 im Fachbereich Geschichte Deutschlands - 1848, Kaiserreich, Imperialismus, Note: 1,0, Universität Karlsruhe (TH) (Institut für Geschichte), Veranstaltung: H.S. Die deutsche Gesellschaft und der Nationalsozialismus, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Faszination des Menschen, Erfahrungen und Gesetze der Tierzüchtung auf die eigene Art zu übertragen, hat eine lange Geschichte, die bis tief in die Antike zurückreicht. Jedoch seit dem Ende des 19. Jahrhunderts nahm diese Idee bereits Konturen einer gesellschaftlichen Praxis an. Über Eugenik in Deutschland zu schreiben, bedeutet zwangsläufig sich mit ihrer Radikalisierung unter dem Nationalsozialismus auseinander zu setzen, der mit Hilfe eugenischer Konzepte die 'Verbesserung der Rasse', die Massensterilisation von geistig Behinderten und psychisch Kranken, das Verbot der Heirat zwischen Behinderten und Nichtbehinderten und die Massenmorde an Behinderten und Kranken legitimiert hat. Mehr noch, fast alle Arbeiten über 'Euthanasie' beginnen mit der Eugenik als ihrer Vorstufe1 und so wird Eugenik häufig auf die Praktiken des Nationalsozialismus reduziert. War es wirklich so? Führte die Eugenik unbedingt zur 'Euthanasie' oder kann man die deutsche Eugenik und ihre Forderungen zur Zeit des Kaiserreichs als ein Phänomen der Zeit betrachten, das sich über die Grenzen hinwegsetze? In welcher Stimmungslage entstanden eugenische Gedanken? Welche Resonanz besaßen ihre Theorien? Dies sind die Fragen, auf die das vorliegende Referat eine Antwort zu geben versucht. Die Literatur zu diesen Themen kann als gut bezeichnet werden, nicht zuletzt wegen der Bedeutung, die die 'Rassenhygiene' im Zeichen des Nationalsozialismus erhielt. Hervorzuheben sind die Werke von Jürgen Reyer, der eine verständliche Erklärung der verschiedenen biologischen Theorien wiedergibt und die Einflüsse der Eugenik in weiten Teilen der Fürsorge skizziert.2 Auch erwähnenswert ist das Buch von Peter Weingart, Jürgen Kroll und Kurt Bayertz, das umfassend die Geschichte der Entwicklung der Eugenik darlegt.3 Methodologisch soll die Entwicklung eugenischen Gedankenguts nicht vom Nationalsozialismus als ihrem Endpunkt aus zu betrachten sein, sondern vorwiegend mitten in ihrer Zeit. Die Arbeit ist deswegen nicht chronologisch ausgebaut. Sie versucht verschiedene Aspekte aufzudecken, um eine breite Perspektive zu verschaffen. Besonders viel Wert wurde auf die Verständlichkeit der eugenischen Ansätze gelegt.

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