Die Erfindung der Reinheit

Vorstellungen von Reinheit dienen dazu, Uneindeutigkeit in Eindeutigkeit zu überführen, um auf diese Weise Selbst- und Weltdeutungen zu homogenisieren, zu stabilisieren und nicht zuletzt auch zu harmonisieren. Ausgehend von dieser These fragt Peter Burschel nach dem Ort dieses Musters in der europäischen frühen Neuzeit. Sein Ergebnis: Seit dem ausgehenden Mittelalter avanciert Reinheit zu einem kulturellen Code, der den fundamentalen Prozessen sozialer und konfessioneller Disziplinierung im 16. und 17. Jahrhundert die Richtung weist - und die Epoche auf diese Weise historisch-anthropologisch zusammenhält: ordnungsstiftend, symbolerzeugend, handlungsleitend und ungemein nachhaltig.

Peter Burschel, geb. 1963, ist Inhaber des Lehrstuhls für Europäische Geschichte der Frühen Neuzeit an der Humboldt-Universität Berlin und Vorsitzender des Instituts für Historische Anthropologie in Freiburg i. Br. Er ist Schriftführer des Jahrbuchs für Universalgeschichte »Saeculum' und Mitherausgeber u. a. der Zeitschriften »Historische Anthropologie' und »Geschichte in Wissenschaft und Unterricht'.

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