Die Erhebung der Romanfiguren

Unglaublich, aber wahr: Romanfiguren verwandeln sich in Wesen aus Fleisch und Blut und revoltieren gegen den Autor, der sie geschaffen hat. In dieser Erzählung lässt E. Y. Meyer, der Autor des Sensationsromans »In Trubschachen«, einen emeritierten Philosophie-Professor einen Bericht über das Schicksal eines jungen Schriftstellers schreiben, der einst sein Schüler gewesen war, der dann, nachdem er einen Roman über ein Dorf in der Schweiz geschrieben hatte, aber unter merkwürdigen Umständen plötzlich verschwand und wie vom Erdboden verschluckt blieb. Der Grund dafür, dass er den Bericht schreibt, obwohl er seinem jungen Freund einst das Versprechen gegeben hatte, über die möglichen Hintergründe, die zu seinem Verschwinden geführt haben, zu schweigen, ist eine Postkarte, die bei ihm eingetroffen ist. Eine Postkarte, die in einem westafrikanischen Land aufgegeben worden war und auf der Vorderseite eine bunte Marktszene zeigte. Auf deren Rückseite aber nur der Name des Professors und seine Adresse standen und das englische Wort 'Well' zusammen mit dem Buchstaben 'M'. Wenn man den Roman »In Trubschachen« gelesen hat, verspricht das Lesen dieser Erzählung wunderbaren zusätzlichen Genuss.

E. Y. Meyer, geboren 1946, ist einer der bedeutendsten Schweizer Schriftsteller. Nach Studien von Literatur, Philosophie und Geschichte hat er ein Gesamtwerk geschaffen, das neben Romanen, Erzählungen und philosophischen Essays auch ein dramatisches Werk umfasst. Längere Aufenthalte in New York, Paris und London: lebt und schreibt in Bern. Auszeichnungen u.a.: Gerhart-Hauptmann-Preis, Preis der schweizerischen Schillerstiftung, 2011 für den Nobelpreis für Literatur vorgeschlagen.

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