Die Erziehung des jungen Parzival - Hindernis oder Chance?

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,7, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Germanistisches Seminar), Veranstaltung: Parzival Hauptseminar, Sprache: Deutsch, Abstract: [...] Diese Arbeit will die Frage beleuchten, ob Herzeloydes Erziehungsansatz wirklich so negativ zu beurteilen ist oder ob nicht im Nachhinein etwas Gutes an ihrer Methode zu finden ist, denn schließlich wird Parzival am Ende des Buches zu einem wahrhaft tugendreichen Menschen. Wäre es nicht möglich, dass Herzeloydes Erziehung indirekt oder direkt positiv dazu beigetragen hat, dass Parzival sich so entwickelt? Kurt Ruh liefert dazu bereits einen Denkanstoss, denn er sieht Parzivals unkonventionelle Erziehung als eine 'Chance ohnegleichen, Gewähr für Außerordentliches in einem Offensein, das alles vermag.'5 Um sich mit diesem Thema zu beschäftigen, soll zunächst ein Überblick über die pädagogische Kindheitsauffassung des Mittelalters gegeben werden, um im Anschluss daran Parzivals Erziehung damit zu vergleichen. Danach folgt ein Exkurs zu Jean-Jacques Rousseau, der mit seinem Buch 'Emilé oder Über die Erziehung' großes Aufsehen erregte - mit einem Konzept, das dem Herzeloydes gar nicht so unähnlich zu sein scheint und dabei hilft, ihr Handeln einmal anders zu deuten, wenn sich auch die Motivation Rousseaus deutlich von der Herzeloydes unterscheidet. Parzivals Erziehung hat, einmal abgesehen von vielen Arbeiten zu seiner 'tumpheit' und der Frage nach seiner vermeintlichen Schuld, anscheinend kein allzu großes Interesse in der Forschung gefunden, da es sehr wenige Werke gibt, die sich explizit damit befassen. Die wenigen Werke, die sich als hilfreich im Hinblick auf die Fragestellung erwiesen, waren nur für einen kurzen Zeitraum zugänglich bzw. gar nicht zu bekommen. Die Literatursammlung hat sich in diesem Punkt daher als schwierig erwiesen, so dass vielfach die Primärliteratur an erster Stelle zitiert wird. 5 Ruh, Kurt: Höfische Epik des deutschen Mittelalters. S.70 (Im Folgenden zitiert als: Ruh)