Die Funktion intertextueller Verweise, Sentenzen und Belege für den mittelalterlichen Zuhörer im Wolframschen ¿Parzival¿

Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,7, Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Veranstaltung: Erzählen im Erzählen, Sprache: Deutsch, Abstract: Im folgenden Teil meiner Hauptseminarsarbeit möchte ich gern die Funktionen der mittelalterlichen Literatur und ihre Wirkung auf den Zuschauer am Beispiel des Wolframschen ¿Parzival¿ analysieren und erläutern. Dem realen, sowie auch dem fiktiven Zuschauer soll hierbei eine besondere Aufmerksamkeit zugesprochen werden, da sich erst aus seiner Wissens- und Handlungsperspektive die Absichten, die der Autor bezweckt, entfalten können. Der Zuschauer gilt folglich als Adressat der zweckgebundenen Literatur. Gern möchte ich die Termini Zuhörer und Leser synonym verwenden, da, wie in Kapitel I. 2 beschrieben werden soll, die Leserschaft nur einen sehr geringen Prozentsatz darstellt und die Zuhörerschaft folglich vordergründig behandelt werden muss ¿ die Funktionen der Literatur aber gleichermaßen auf das entsprechende Auditorium wirken.1 Ziel meiner Arbeit ist es, nachzuweisen, dass mittelalterliche Literatur immer an einen Zweck gebunden war und intertextuelle Verweise und Sentenzen, sowie Belege und Einschübe, zur Gemeinschaftsstiftung notwendig und dienlich waren. Mein Interesse gilt hier dem ¿Parzival¿, weil ich bei meinem ersten Lesen dieses mittelalterlichen Romans sehr bewusst und eindeutig feststellen konnte, dass Wolfram ein Spiel mit seinen Zuschauern anstrebt und sie ins Handlungsgeschehen einbindet. Sie werden zu Mitspielern auf einer Basis der Gemeinsamkeit; sie erfüllen in der Handlung eine sinnstiftende Funktion. Wolfram strebt in seinem Werk deutlich die Bildung einer Zuhörergemeinschaft an, um in diesem Bunde miteinander agieren zu können. Dieses Vorgehen hat mir imponiert, so wie auch die zeitliche Einordnung, denn bereits um 1200 wurde folglich improvisierend Literatur vorgetragen. Nicht der sture Psalm- oder Bibelvortrag war am mittelalterlichen Hof vordergründig, wie oft vermutet wird, sondern das gemeinsame Literaturspektakel. Hier sehe ich einen aktuellen Bezug zur Gegenwart der mich erstaunt. Auch heute wird der Improvisation viel Aufmerksamkeit zugemessen. In diversen Fernsehsendungen und Lesungen ist sie nämlich genau das, was angestrebt wird und was das Publikum erwartet. Das dieses auch im Mittelalter der Fall war, beeindruckt mich und deshalb möchte ich mein Interesse auf den folgenden Seiten genau dieser Situation widmen. Ich beziehe mich im Folgenden auf die überarbeitete Lachmann-Übersetzung sowie auf seine 16teilige Gliederung der Handlung.

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