Die Galeere

1949, vier Jahre nach dem Zusammenbruch des »Dritten Reichs«, erschien im Suhrkamp Verlag, vorm. S. Fischer Verlag, ein Roman, der seiner Zeit so weit voraus war, dass des Abstands bedurfte für ein angemessenes Verständnis. Der Begleittext zur Erstausgabe verspricht zu recht einen Bericht, in dessen Mittelpunkt »ein Mann der deutschen Intelligenzschicht«, genauer: ein Zeitungsredakteur steht. Der dokumentiert, wie sich dieses Milieu - dazu zählen Akademiker wie Künstler, Romanciers und Chefredakteure - nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten duckt und windet, sich aber Freiräume schafft und benutzt, um dem guten Leben und der guten Sache weiterhin nachgehen zu können. Unausweichlich steht am Ende die Ohnmacht angesichts der diktatorischen Verhältnisse. Der Bogen, den der Erzähler spannt, reicht vom Tag der Machtergreifung über die Bombardierung Berlins und Dresdens bis zur Kapitulation: emotionslos, und gerade deshalb bewegend, in einem Ausmaß, das bei den Zeitgenossen zu viele zwiespältige und belastende Erinnerungen heraufzubeschwören drohte. In der Ankündigung heißt es deshalb zurecht: »Viele Leser werden dieses Buch wie ihren eigenen Roman lesen.« 70 Jahre nach Erscheinen sind die heutigen Leser dazu bereit und in der Lage.



<p>1896 - 1964. 1925 Feuilleton Chef der Deutschen Allgemeinen Zeitung, Berlin. 1929 Gründung der dem Bauhaus verpflichteten Zeitschrift Die neue Linie. 1934 erscheint das Buch <em>Vom bleibenden Geist der deutschen Kunst</em>. 1942 bis 1947 arbeitet er an dem Manuskript zu <em>Die Galeere</em>. Nach dem Krieg Feuilleton-Chef der Neuen Zeitung und Präsident des deutschen PEN-Zentrums.</p>