Die Geburt der Philosophie im Garten der Lüste

Die Liebe, das Verlangen, die Lüste - kaum etwas hat die Menschen, quer durch die Zeiten, mehr fasziniert als der Eros. Aber mit der angenehmen erotischen Erfahrung gehen seit jeher unangenehme Irritationen einher. Wie lassen sich die überbordenden Lüste mäßigen? Was ist der richtige Umgang mit den Lüsten? Denn die am erotischen Spiel Beteiligten laufen Gefahr, zu Sklaven der Lust zu werden. Oder sie werden um der Lust willen nur 'benutzt', verletzt, entwürdigt.

In der Antike kümmerte sich die Philosophie um solche Fragestellungen, die der modernen Philosophie keiner Beachtung mehr würdig zu sein scheinen - ohne daß man sage könnte, die entsprechenden Erfahrungen seien modernen Menschen fremd. Wer Erotik und Asketik wieder zum Gegenstand einer bewußten Lebensführung machen will, kann sich inspirieren lassen von der antiken Philosophie, für die der richtige Umgang mit den Lüsten ganz selbstverständlich ein grundlegender Bestandteil der Lebenskunst war.

Wilhelm Schmid, einem breiten Publikum bekannt geworden durch sein Buch 'Philosophie der Lebenskunst', skizziert die antike Landschaft der Lüste, in deren Umfeld die Philosophie überhaupt erst 'geboren' worden ist. Er folgt dabei überlegungen des französischen Philosophen Michel Foucault (1926-1984) und interpretiert das wichtigste Werk der antiken Philosophie des Eros, Platons Symposion, neu. Denn hier wird ein Denken entfaltet, das große Bedeutung für die abendländische Kultur gewinnen sollte: Entgöttlichung des Eros und seine Anbindung an das Subjekt, das für ihn Verantwortung trägt; Umwendung der Macht der Lust in das Verlangen nach Wahrheit; Orientierung des Lebens an der Idee der Schönheit, die zum Leitstern für die philosophische Lebenskunst wird.



Wilhelm Schmid, geboren 1953 in Bayerisch-Schwaben, lebt als freier Philosoph in Berlin. Bis zur Altersgrenze lehrte er Philosophie als au&szlig;erplanm&auml;&szlig;iger Professor an der Universit&auml;t Erfurt. Zeitweilig war er t&auml;tig als Gastdozent in Riga/Lettland und Tiflis/Georgien sowie als philosophischer Seelsorger an einem Krankenhaus in der N&auml;he von Z&uuml;rich/Schweiz. 2012 wurde ihm der deutsche Meckatzer-Philosophiepreis f&uuml;r besondere Verdienste bei der Vermittlung von Philosophie verliehen, 2013 der schweizerische Egn&eacute;r-Preis f&uuml;r sein Werk zur Lebenskunst. Umfangreiche Vortragst&auml;tigkeit im In- und Ausland zu den Themen seiner B&uuml;cher, die auch in zahlreichen &Uuml;bersetzungen vorliegen. Gro&szlig;en Erfolg hatten seine B&uuml;cher &uuml;ber das <em>Schaukeln</em> (2023), die <em>Gelassenheit</em> (2014) und das <em>Gl&uuml;ck</em> (2007), alle im Insel Verlag, Berlin.

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