Die Grammatik der Kreolsprache Unserdeutsch

Studienarbeit aus dem Jahr 2018 im Fachbereich Germanistik - Linguistik, Note: 1,7, Universität Augsburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Ziel dieser Arbeit ist es, die Grundzüge der unserdeutschen Grammatik darzustellen. Der Hauptteil ist in sechs Kapitel unterteilt, beginnend mit dem Gebrauch von Substantiven und Artikeln. Es folgen Beschreibungen der Verwendung von Pronomen, Präpositionen, Verben und Adjektiven. Das letzte Kapitel befasst sich mit dem Satzbau in Unserdeutsch. Unserdeutsch gilt als die einzige deutschbasierte Kreolsprache. Sie entstand Anfang des 20. Jahrhunderts im heutigen Papua-Neuguinea, das damals den Namen Deutsch-Neuguinea trug und eine deutsche Kolonie war. In der Missionsstation der Herz-Jesu-Missionare in Vunapope lebten zu dieser Zeit Kinder, die meist aus Beziehungen zwischen Einheimischen und Weißen hervorgegangen waren. Diese sogenannten ¿Halbweißen¿ sollten christlich erzogen werden, nachdem die Missionierung erwachsener Einheimischer fehlgeschlagen war. Die Deutschen hofften, dass Kinder mit einem weißen Elternteil empfänglicher für europäische Einflüsse wären als solche mit rein indigenen Wurzeln. Die Kinder lernten im Schulunterricht Standarddeutsch und mussten dieses im Umgang mit den Missionaren verwenden. Ihre Muttersprachen waren ¿ wie im vielsprachigen Papua-Neuguinea zu erwarten ¿ unterschiedlich. Einige Kinder verfügten zwar über grundlegende Kenntnisse der Verkehrssprache Tok Pisin, doch die Nutzung dieser war ihnen an der Missionsstation verboten. Aus diesem Grund kreierten sich die Kinder ihre eigene Ingroup-Sprache: Unserdeutsch. Darin verbauten sie die deutschen Wörter, die sie im Unterricht lernten, in eine grammatikalische Struktur, die in vielen Aspekten dem Tok Pisin ähnelt. Viele der Kinder wurden als Erwachsene untereinander verheiratet und gaben Unserdeutsch als Erstsprache an ihre Nachkommen weiter. Somit vollzog sich der Schritt von einer Pidgin- zur Kreolsprache. Nach der Unabhängigkeit Papua-Neuguineas 1975 zogen die meisten Sprecher nach Australien. Die Mitglieder der Sprachgemeinschaft lebten fortan verstreut an der Ostküste des Landes. Heute beherrschen nur noch rund 100 Menschen Unserdeutsch aktiv, wovon die Jüngsten das 65. Lebensjahr bereits überschritten haben. Deshalb steht die Sprache kurz vor dem Aussterben.