Die Große Mauer in den Köpfen

Weder China noch der Westen kann die Folgen der Globalisierung allein bewältigen. Doch noch ist keine Seite bereit, von der anderen zu lernen. Die Große Mauer in den Köpfen zu überwinden, ist aber weniger eine Frage des kulturellen Goodwill als der praktischen und politischen Vernunft, erklärt der in Deutschland lehrende Politologe Xuewu Gu. Gu geht es um ein Lernen, das in die Tiefen der Wertvorstellungen reicht. Unversöhnlich stehen sich bisher das westliche Primat des Individuums und das chinesische Primat des Kollektivs gegenüber. Beide Haltungen stoßen heute an ihre Grenzen: Nach China weht der süße Duft der individuellen Freiheit, während der Westen erkennt, dass nur eine Orientierung am Gemeinwohl den gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern kann. Gu plädiert für einen Ausgleich im Sinne von Aristoteles und Konfuzius: zhong yong - die goldene Mitte erreichen, ohne seine Grundsätze aufzugeben.

Xuewu Gu ist Politikwissenschaftler. Er studierte an den Universitäten Wuhan, Köln und Bonn, promovierte 1990 in Bonn und habilitierte 1997 in Freiburg. Gu lehrte in Freiburg, Trier und Bonn, bevor er 2002 den Lehrstuhl für die Politik Ostasiens an der Ruhr-Universität Bochum übernahm. Seit Oktober 2009 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen und Direktor des Center for Global Studies an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Gu ist ein international gefragter Experte für Wirtschaft, Energie, Politik und Kultur Chinas.

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