Die Heiden als Eroberer von Rom und Aachen: Legitimierung des Kreuzzuges

Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Germanistik - Ältere Deutsche Literatur, Mediävistik, Note: 1,0, Universität Regensburg (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Proseminar II: Willehalm, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Das Mittelalter war eine finstere Zeit, in der sich alles nur um Religion und Kampf drehte, ohne jede Spur von aufgeklärtem Denken.' So oder so ähnlich würden die Antworten wohl lauten, würde man eine Umfrage über das Mittelalter durchführen. In der Tat spielte die Religion für die Menschen eine so große Rolle wie in keinem anderen Zeitalter, und der Kampf stand im Mittelpunkt des Ritterlebens. Große religiös motivierte kriegerische Auseinandersetzungen fanden statt: Zwischen 1096 und 1270 kam es zu insgesamt sieben Kreuzzügen. Die heiligen Stätten in Palästina sollten von der Herrschaft der Moslems, der 'Ungläubigen' befreit werden. Bei diesen Unterfangen, die letztlich keine dauerhafte christliche Präsenz im Heiligen Land sichern konnten, wurde für beide Seiten großes Leid angerichtet. Intoleranz gegenüber den Ungetauften, den 'Kindern des Teufels', herrschte gewöhnlich vor. Doch trotz dieses 'finsteren' Eindrucks wurden im Mittelalter zahlreiche Grundlagen der neuzeitlichen Kultur gelegt: So entstand die deutschsprachige Literatur während dieser Zeit und gelangte um 1200 in der mittelhochdeutschen Klassik zu ihrer ersten Blüte. Autoren wie Hartmann von Aue, Gottfried von Straßburg oder Wolfram von Eschenbach verfassten ihre Werke häufig auf Basis altfranzösischer Vorlagen. Ein bedeutendes Thema im Chanson-degeste-Stoff ist der Kampf Karls des Großen und seiner Gefolgsleute bzw. Nachfolger gegen die Moslems in Spanien und Südfrankreich. Diese historischen Ereignisse werden im Nachhinein von den Dichtern als Kreuzzüge gedeutet und bilden das Thema der Kreuzzugsepik. So verhält es sich auch imWillehalm,dem nebenParzivalbedeutendsten Werk Wolframs von Eschenbach. Es steht der religiös motivierte Konflikt zwischen Heiden und Christen im Mittelpunkt. Der Heidenkönig Terramer rückt in das christliche Reich ein (9,1 - 41), um sich dafür zu rächen, dass seine Tochter Arabel - ihr christlicher Name lautet Gyburc - ihren Mann Tybalt und ihre Kinder verlassen hat, zum Christentum übergetreten ist, den Markgrafen Willehalm geheiratet hat und dieser Tybalts Land weggenommen hat (7,27 -8,7 und 9,13 - 20). In einer ersten Schlacht auf Alischanz unterliegen die Christen dem Heidenheer, nur Willehalm bleibt am Leben (13,2 - 57,28). Nachdem Willehalm unterdessen beim Hoftag in Munleun das Reichsheer zu Hilfe geholt hat (126,8 - 202,18), laufen die Ereignisse auf eine erneute Schlacht auf Alischanz zu, in der dann die Christen den Sieg erringen (360,29 - 445,13).

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